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Immer obenauf. Dachdecker Manuel Strunk bei der Arbeit auf dem Dach des Landtagsschlosses. Mit einem Doppelfalzschließer verbindet der junge Handwerker die Kupferscharen miteinander. Das hält, sagt der 33-Jährige, „ziemlich ewig“.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Vom Falzen der Scharen

Dachdecker Manuel Strunk und seine Kollegen haben das Kupferdach auf dem Landtagsschloss gedeckt

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Innenstadt - Das will man doch einen gelernten Dachdecker schon lange mal gefragt haben: Diese modernen Flachdächer – Hand aufs Herz – die halten nicht ewig dicht, oder? Da muss Manuel Strunk lachen; der 33-Jährige aus Auetal im Weserbergland gesteht zu, dass das gar keine so schlechte Frage ist, versichert aber mit fester Stimme: „Meine sind bis jetzt alle dicht.“

Natürlich, die Firma Dachbau Vogl aus Strunks Heimatort ist ein eigentümergeführter Handwerksbetrieb, die können, was sie tun. Die Gebrüder Vogl beschäftigen nicht nur gelernte Dachdecker, viele der 28 Mitarbeiter haben sich auch zum Spengler weitergebildet, „eine Art ,Dachklempner“, wie Strunk sagt. Sie haben gelernt, Dächer aus Metall zu fertigen, eine Fähigkeit, die es der Firma erlaubte, sich den Auftrag für das Dach des neuen Brandenburger Landtages an Land zu ziehen – wobei zunächst ein Zinkdach vorgesehen war. Die Zinkbleche waren schon ausgeliefert worden, aber noch nicht auf dem Dach, erinnert sich der hochgewachsene junge Mann, dessen Kinnbart eines Vollmatrosen auf großer Fahrt würdig wäre. Natürlich passe Kupfer für das Landtagsschloss besser. Handwerklich, findet Strunk, mache Kupfer oder Zink keinen großen Unterschied. Außer: „Kupfer verlegt sich besser, es ist ein weicheres Material.“ Und es hält „ziemlich ewig“. Mindestens „drei bis vier Generationen“, wie Strunks Auftraggeber von der Firma BAM, der 31-jährige Bauingenieur Sandro Hilmes, ergänzt.

Seit November 2011 ist Strunk auf der Landtagsbaustelle. Die Woche über wohnt er in einer Pension; freitags gehts nach Hause, zwei bis drei Stunden dauert die Fahrt mit einem Firmenwagen, kein Problem. Das „ähnelt schon einer Fernbeziehung“, die er mit seiner Freundin führt. Aber das ist so auf dem Bau. Wenn das Landtagsdach fertig ist, kommt für Strunk die nächste Baustelle, mal nah, mal fern, irgendwo in Deutschland. Aufträge von jenseits der deutschen Grenzen hat Strunks Firma nicht oft, das Kupferdach für das Potsdamer Landtagsschloss ist das größte Kupferdach, das sie je angefertigt haben. Strunk erzählt, wie es geht: Das rotglänzende Metall wird in millimeterdünn gewalzten Blechrollen angeliefert und auf der Baustelle auf Maß geschnitten. Dadurch entstehen sogenannte Scharen, Blechbänder, die auf dem Dach verlegt werden können. Verbunden werden diese Scharen – es soll ja nicht durchregnen – durch Falzung. Zwei Möglichkeiten gibt es, diese Falz zwischen zwei Scharen herzustellen, per Hand mit einem Doppelfalzschließer oder mit einem elektronischen Falzschließer. Bauingenieur Helmes beschreibt dieses Gerät als ein kleines Modellauto, dass über die Blechnaht fährt und selbsttätig beide Bleche – pardon: Scharen – miteinander verfalzt. Mit Respekt schauen Strunk und Helmes auf das nahe Dach der Nikolaikirche; als dieses hergestellt wurde, gab es keine Maschinen. Alles war reine Handarbeit. Auch beim Landtag haben sie so ein Tonnendach decken müssen; eine Herausforderung war es, „die Scharen auf Neigung zu bringen. Das baut man nicht alle Tage“.

Dachbauleiter Helmes beschreibt Strunk als „gewissenhaften Menschen“, der durch seine „gute menschliche Art“ aufgefallen sei. Strunk selbst bezeichnet sich als gutmütig; was er nicht leiden könne, was ihn, den 1,94-Meter-Recken, richtiggehend auf die Palme bringen könne, sei Unehrlichkeit. Dass er gern Klavier und Gitarre spielt, steht nicht im Widerspruch zu seinem zupackenden Beruf: Mit seiner elektrischen Ibanez spiele er Songs „von härter bis nicht so hart“, beispielsweise Sachen von AC/DC, das ist „gute handgemachte Rockmusik“.

Bei der heutigen symbolischen Fertigstellung des Kupferdaches will auch Manuel Strunk mit einem Glas Sekt anstoßen. Noch Tage zuvor stand er auf dem Dach und falzte Kupferbleche. Die Entscheidung für Kupferdach und Knobelsdorff-Fassade findet er gut: „Wird doch ein Hingucker, oder?“ Guido Berg

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