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Erst Skispringer, heute Trainer. Wir sind selbständig, eigenständig und erwachsen und wir gehen unseren eigenen Weg, sagt Geir Nordby (r.) , Coach von Røa IL. Morgen trifft er mit seiner Mannschaft auf Turbine Potsdam.

© Rainer Hennies

Sport: Vom Holmenkollen ins Stadion

Geir Nordby coacht Norwegens Meister Røa IL, der morgen bei Turbine spielt

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Geir Nordby, der Chefcoach von Røa IL, ist ein uriger Typ. 41 Jahre alt, vielleicht knapp 1,70 Zentimeter groß, also eher klein gewachsen. Das Gegenteil von Turbine Potsdams Coach Bernd Schröder. Und doch haben die beiden Meistertrainer, deren Klubs sich am morgigen Mittwoch im Viertelfinal-Hinspiel der Women’s Champion League im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion gegenüberstehen, mit ihren Ansprüchen und Ideen eine zumindest ähnliche Vorstellung, die den Verein zu dem geprägt hat, was er heute ist. Das ist bei Røa aus der Nähe von Oslo nicht anders als bei Turbine.

Nordby war früher Mitglied der Junioren-Nationalmannschaft Skisprung und Langlauf. „Mit dem späteren Olympiasieger Fred Börre Lundberg habe ich mich oft duelliert und meistens gewonnen“, erzählt er. Natürlich sei er auch vom Holmenkollen gesprungen. „Aber nicht oft. Ich war zu klein und zu leicht, bin oft durch den Wind abgedriftet. Das war meinem Trainer zu gefährlich.“ Aufgehört habe er letztendlich aber wegen eines anderen Dilemmas: „Wir wurden beim Skiverband damals nicht so gut gefördert, um entweder Profi zu werden oder einen anständigen Beruf zu bekommen. Ich habe mich für die Berufsausbildung entschieden.“ Nordby wurde Sozialpädagoge. Diesen Beruf übt er auch heute als Fulltimejob aus – mit schwer erziehbaren Kindern.

Dass Geir Nordby Trainer wurde, daran ist vor allem seine zehn Jahre jüngere Schwester Siri Schuld, eine Nationalspielerin. „Ich habe Siri in Övrevoll trainiert. Dann wurde sie richtig gut, ist altersbedingt nach Røa gewechselt. Das war damals ein Zweitligist. Ich bin mitgegangen und jetzt seit 14 Jahren Røa-Trainer.“ Es ging immer aufwärts. Seit 2001 ist Røa Nationalligist, jetzt zum zweiten Mal in Folge Meister und in der Champions League. Mit einem Skispringer als Trainer, der als Querdenker in Norwegens Liga gilt.

Das will Nordby keinesfalls negativ bewertet wissen. „Wir sind ein kleiner Verein, haben uns alles selber aufgebaut. Das gilt sportlich wie wirtschaftlich und in der Infrastruktur“, sagt Nordby. „Wir sind selbständig, eigenständig und erwachsen und wir gehen unseren eigenen Weg. Uns redet niemand so schnell rein. Das bildet natürlich ein besonders starkes Image und nicht jeder kommt damit zurecht, das wir uns eine eigene Meinung leisten.“

Im vergangenen Jahr lehnte Nordby ein Trainer-Angebot des nigerianischen Fußballverbandes ab. „Ich habe drei kleine Kinder. Vor ein paar Jahren hätte ich vielleicht ernsthaft überlegt.“R. Hennies

R. Hennies

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