Landeshauptstadt: Vom Kühemelken und Steineputzen
Das freiwillige soziale oder ökologische Jahr gewinnt bei vielen jungen Menschen an Beliebtheit
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Wie es nach der Schule weiter gehen soll, haben sich auch Mechthild Bohnert (22) und David Riedel (22) gefragt, als sie im Jahr 2005 bezeihungsweise 2004 ihr Abitur in der Tasche hatten. Die Möglichkeit des freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahres, sich selbst – sowohl beruflich als auch persönlich – zu finden und Erfahrungen zu sammeln sei besonders spannend, erzählen beide.
David interessierte sich schon immer für Ökologie, sagt er. Und so kam es, dass er schließlich ein freiwilliges ökologisches Jahr in einem ökologischen Mutterkuhbetrieb im brandenburgischen Lichtenow begann. Er knüpfte in der Zeit viele Kontakte, lernte, was es bedeutet, hart zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen, erzählt er. In diesem Beruf ginge es nicht immer „nach der Stechuhr“, so David. Man müsse stets da sein, wenn man gebraucht werde. Der Grund, so etwas ein Jahr lang zu machen, lag für David in erster Linie in der Selbstfindung, sagt er. Sein Berufswunsch habe sich in dem Jahr verfestigt, nun studiere er schließlich Ökolandbau und Vermarktung. Er habe aber auch gelernt, dass es sogar Spaß machen könne, Freiwilligenarbeit zu leisten und die eigenen Ziele auch einmal zurückzustecken, erzählt er. David entschied sich ganz bewusst für ein solches Jahr. In seinem Jahrgang taten das auch die meisten, sagt er. „Die Schule lehrt nicht, wie das Arbeitsleben und die Gesellschaft funktionieren“, so David. Aber genau dies könne man in einem freiwilligen ökologischen Jahr lernen.
Auch Mechthild entschied sich ganz bewusst für ein Jahr freiwilliger Arbeit. Sie begann nach dem Abitur im Jahr 2005 ein freiwilliges soziales Jahr bei einem Stuckateur in Kyritz, dies sei ihr Traumberuf, erzählt sie. Neben den Vorteilen eines solchen Jahres, wie der Erfahrung, der Persönlichkeitsentwicklung und der beruflichen Orientierungshilfe, sei für Mechthild von Anfang an auch die Freiwilligenarbeit ein Grund für ihre Entscheidung gewesen, sagt sie. Sie wünsche sich, dass noch weitere Stellen ausgebaut werden, denn die Nachfrage sei viel größer als das Angebot.
Diesen Wunsch äußerten David und Mechthild auch gestern in der Podiumsdiskussion der Auftaktveranstaltung für die neuen Freiwilligen 2007/2008. Es ginge schließlich neben der beruflichen Orientierung auch um die Persönlichkeitsentwicklung und die Stärkung des Selbstbewusstseins der Jugendlichen, sagen beide. Und nicht zuletzt ginge es um freiwillige Arbeit, die nötig sei und gern entgegengenommen werde.
Würden sie alles nocheinmal so machen, wie sie es gemacht haben, wenn sie die Wahl hätten? „Ja“, sagen beide einstimmig. sab
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