Homepage: Vom Nutzen der Aufklärung Zum 250. Geburtstag des Philosophen Isaak Euchel
Er wurde im gleichen Jahr geboren wie Goethe. Er war Schüler von Immanuel Kant in Königsberg und war Weggefährte des jüdisch-deutschen Philosophen Moses Mendelssohn.
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Er wurde im gleichen Jahr geboren wie Goethe. Er war Schüler von Immanuel Kant in Königsberg und war Weggefährte des jüdisch-deutschen Philosophen Moses Mendelssohn. Trotzdem, der Name Isaak Euchel ist über zwei Jahrhunderte so gut wie in Vergessenheit geraten. Die seit Montag stattfindende internationale Tagung am Forschungszentrum Europäische Aufklärung Potsdam (Am Neuen Markt 9d) würdigt nun, anlässlich seines 250. Geburtstages, das Leben und Wirken des jüdischen Intellektuellen. Die Veranstalter Prof. Christoph Schulte und Dr. Andreas Kennecke von der Universität Potsdam sowie Prof. Marion Aptroot von der Universität Düsseldorf stellten die dreitägige Veranstaltung unter den Titel: „Vom Nutzen der Aufklärung oder: Woß tut me damit?“
Ziel der Tagung ist die interdisziplinäre Erforschung, Analyse und Dokumentation einer der Schlüsselfiguren der jüdischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Dem Eröffnungsvortrag am Montag folgten gestern Referate mit dem Schwerpunkt auf Euchels Biographie. Seine Kopenhagener Herkunft und traditionelle jüdische Erziehung wurden ebenso thematisiert wie die Studienzeit unter Kant in der „Königsberger Gelehrtenrepublik“, wo er beinah Professor geworden wäre, und die Jahre neben Mendelssohn in Berlin, die ihn als energischen Verfechter der Aufklärung erlebten. Am heutigen Mittwoch werden die Schriften Euchels sowie deren jüdische und deutsche Rezeption besprochen.
Isaac Euchel (1756-1804) war Ideologe, Organisator, Schriftsteller, Journalist und Verleger. Er schrieb auf Hebräisch, Jiddisch und Deutsch. Seine Rolle als Motor der jüdischen Aufklärung wurde von allen Tagungsreferenten betont. Und es gab auch Neues. „Gerade die deutsche Euchel-Forschung hat viele neue Facetten von Euchel freigelegt“, so Andreas Kennecke zur Tagung. „Amerikanische und israelische Wissenschaftler hatten wegen mangelnder Quellen in der Vergangenheit oft ein falsches Bild von Euchel gezeichnet.“ Das Hauptwerk Euchels, „Vom Nutzen der Aufklärung“, wurde von Kennecke erstmalig ins Deutsche übersetzt und im Jahr 2001 neu herausgegeben.
„Euchel“, so Christoph Schulte, „war ein wichtiger Spracherneuerer des Hebräischen.“ Dieser gründete 1783 die Zeitschrift „HaMeassef“, der Sammler, das wichtigste Organ der innerjüdischen Aufklärung. Das vorläufige Scheitern seines Vorhabens und der verlorene Glaube an die innerjüdische Aufklärung zu Ende des 18. Jahrhunderts animierte Euchel später zum jiddischen Stück „Reb Henoch oder: Woß tut me damit?“, einer Komödie um die Frage: Wohin mit der Aufklärung?
Die Tagungsteilnehmer in Potsdam sparten in ihren Beiträgen der vergangenen Tage auch nicht mit Superlativen. „Er war der wichtigste Kulturrevolutionär des 18. Jahrhunderts“, sagte etwa Prof. Schmuel Feiner von der israelischen Universität Bar-Ilan. Prof. Feiner ging in seinem Eröffnungsvortrag noch weiter und kratzte an einer Ikone: „Der Ruhm, den Moses Mendelssohn als jüdischer Aufklärer erhält, gebührt eigentlich Euchel.“ Christoph Schulte fasste Euchels Leben und Rolle zusammen: „Euchel war Berufsaufklärer. Ein Idealist und Aktivist, der am Ende resignierte, aber vom Nutzen der Aufklärung überzeugt blieb.“ Eik Dödtmann
Eik Dödtmann
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