
© Herschelmann/HPI
Landeshauptstadt: Vom Paketdienst zur Software
Schüler werden am Hasso-Plattner-Institut spielerisch an die Informatik herangeführt
Stand:
Zwei Schülergruppen sitzen tuschelnd in einem Raum voller Computerbildschirme. Anspannung liegt in der Luft. Knifflige Aufgaben müssen unter höchstem Zeitdruck bearbeitet werden. Bei einer der Gruppen beginnt jetzt die Teamsitzung, es wird angeregt diskutiert und gefachsimpelt.
Es ist eine typische Szene beim diesjährigen Sommercamp des Hasso-Plattner-Instituts zum Thema Informatik. Im Rahmen der fünftägigen Veranstaltung treffen sich in dieser Woche 39 Jugendliche aus ganz Deutschland, um gemeinsam Algorithmen zu entwickeln und sich mit dem Programmieren vertraut zu machen. Organisiert wird das Camp von den Studenten des Instituts.
Zwei von ihnen sind Arne Bockmeyer und Stefan Neubert. „Wir bieten im Gegensatz zu anderen Instituten einen freien Zugang für alle Schüler an. Bei uns muss niemand eine spezielle Schule besucht haben, um sich zu bewerben“, sagt Arne Bockmeyer stolz. Bei über 80 Bewerbungen seien grundlegende Kenntnisse für eine Teilnahme trotzdem unerlässlich.
Stefan Neubert erläutert derweil den Ablauf der Veranstaltung: „Die Teilnehmer arbeiten bis Freitag an unterschiedlichen Projekten, die dann in der Gruppe präsentiert werden sollen.“ Bei jeder dieser sogenannten „Challenges“ besteht ein praktischer Bezug zum Wirtschaftsleben. Ein Thema ist beispielsweise die Auslieferung von Waren durch einen Paketdienst. Ziel ist es, alle Pakete zu möglichst geringen Kosten auszuliefern. Folglich entscheidet der kürzeste Lieferweg über den Sieger.
Bei einer anderen Aufgabe müssen die virtuellen Waren so angeordnet werden, dass alle von ihnen in einem möglichst kleinen Karton Platz finden. Oder die Schüler müssen sich überlegen, wie man eine feste Anzahl von Paketstationen so verteilt, dass jeder potenzielle Kunde einen kürzeren Weg als zur Konkurrenz hat. Die Anwendungen sind also vielfältig. Um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, sind die Teams nach der Erfahrung der einzelnen Teilnehmer zusammengesetzt.
Zudem gibt es in jeder Gruppe verschiedene „Experten“, die zuvor von den Studenten in bestimmte Themen eingewiesen wurden. Das Team kann also nur erfolgreich sein, wenn die unterschiedlichen Kenntnisstände sinnvoll zusammengeführt werden und jeder sich mit voller Konzentration einbringt.
Von den Lernmethoden der Studenten zeigt sich Teilnehmer Christoph Engelhard vom Potsdamer Helmholtz-Gymnasium überzeugt: „Sonst war ich es eher gewohnt, allein zu arbeiten, aber jetzt kommt es vor allem darauf an, ein gutes Team zu bilden.“ Nach den positiven Erfahrungen im Camp, so Christoph, würde er vielleicht sogar Informatik am HPI studieren wollen.
„Unser Ziel ist es, den Schülern das Studienfach Informatik spielerisch näherzubringen und sie mit dem Institut vertraut zu machen“, sagt HPI-Sprecher Hans-Joachim Allgaier. Das scheint ihnen dieses Jahr recht gut zu gelingen. Kai Gies
Kai Gies
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: