Krampnitzer Kasernen: „Vom Problemgebiet zum Stadtteil“
Die Stadt Potsdam plant ein Entwicklungsgebiet Kaserne Krampnitz und hofft auf Investitionen über 350 Millionen Euro und 3800 Bewohner.
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Krampnitz - Die ehemalige Kavallerie-Schule Krampnitz soll kommunales Entwicklungsgebiet werden. Als Vorbild dient das Bornstedter Feld, das eine Erfolgsstory sei und eine „Blaupause für Krampnitz“ darstelle, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Vorstellung der neuesten Krampnitz-Pläne am Montag vor Journalisten sagte. Bis 2023 sollen auf dem ehemaligen Militärterrain 1600 Wohnungen für 3800 Menschen entstehen. Krampnitz, erklärte Jakobs, werde sich „vom Problemgebiet zum Stadtteil“ entwickeln. Basis für die Entscheidung der Stadt ist eine vorbereitende Untersuchung, erarbeitet unter der Federführung von Erich Jesse, derzeit Chef der zur Stadtholding Pro Potsdam gehörenden Polo GmbH und vormals Geschäftsführer des kommunalen Entwicklungsträgers Bornstedter Feld. Im Weiteren aufgeschlüsselt Zahlen, Fakten und Hintergründe.
Die Krampnitzer Kennzahlen
65,7 Millionen Euro will die Stadt auf dem 150 Hektar großen Gelände investieren. 12,4 Millionen Euro werde der Abriss zahlreicher Militärbauten kosten, darunter fünf erst 1989 fertiggestellte Plattenbauten. Der Straßenbau ist von Jesse mit 16,3 Millionen Euro kalkuliert. Ein Großteil dieser Summe will Potsdam durch Kassieren des Grundstücksmehrwertes wieder einnehmen. 2023 darf nur ein kalkuliertes Defizit von 10,7 Millionen Euro übrig bleiben, das von der Stadt getragen wird. Dies sei angesichts einer Gesamtinvestition von öffentlicher und privater Hand von etwa 350 Millionen Euro „vertretbar und finanzierbar“, so Jakobs. Jesse rechnet damit, dass der Grundstückspreis für private Einfamilienhausbauer in Krampnitz 40 Prozent unter dem im Bornstedter Feld liegen werde. Dort sind derzeit 220 bis 240 Euro pro Quadratmeter Bauland zu zahlen.
Ein städtisches Entwicklungsgebiet
Das Baugesetzbuch (BauGB) räumt im Paragraf 165 den Kommunen das Recht ein, Entwicklungsgebiete festzulegen. Auf diese Weise werden neue Siedlung geschaffen oder vorhandene erweitert. Die Kommune leistet Infrastrukturinvestitionen und finanziert diese durch Abschöpfen der Bodenwertsteigerung. Die Gemeinde erwirbt die Grundstücke zu dem Wert, der ohne Aussicht auf die Entwicklungsmaßnahme zustande kommen würde. Beim Weiterverkauf der baureifen Flächen an Bauherren erzielt die Stadt höhere Preise und deckt mit der Differenz die eigenen Investitionen. Im konkreten Fall will die Stadt das Kasernen-Areal vom Land Brandenburg kaufen. Der Oberbürgermeister betonte, dass eine Entwicklungsmaßnahme auch ohne Flächenkauf funktioniert, indem die Stadt von Grundstückseigentümern den entstehenden Bodenmehrwert per Ablösevertrag kassiert.
Die Architektur des neuen Stadtteils
Den Masterplan für die neue Siedlung erstellte das Berliner Büro Becher und Rottkamp, das in Potsdam schon die Kaserne an der Pappelallee oder die Fachhochschule plante. Clou des Entwurfs sind 22 sogenannte „Anger-Dörfer“ mit insgesamt 460 Wohnungen auf beräumten Flächen, die jeweils von Grünflächen umgeben sind. Jedes Dorf soll eine Fläche von 9000 Quadratmetern haben und je nach konkreter Nachfrage mit Einfamilienhäusern, Reihenhäusern oder Mehrgeschossern bebaut werden. Auch die Ansiedlung von wohnortnahem, emissionsarmen Gewerbe sei möglich. Ferner im Plan: Die ehemaligen Mannschaftsgebäude werden als „Klinker-Höfe“ mit 900 Wohnungen saniert. Die Handwerker-Siedlung mit 50 historischen Häusern und 30 neuen Doppelhäusern entsteht auf einem zum See abfallenden Areal als „Berg-Viertel“. 90 hochwertige Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften am Südhang des Aasberges sind als „Schöne Aussicht“ geplant.
Die Altlastenbeseitigung
Mit 5,4 Millionen Euro hat Jesse in seiner Untersuchung die Kosten für die Altlastenentsorgung „eingepreist“, wie er sagt. Nicht enthalten sind 3,5 Millionen Euro, die das Land 2013 zur Entsorgung „eines Trichlorschadens“ aufwenden wird, so Jesse. An einer erst 1987 fertiggestellten Wäscherei war Trichlorethen ausgetreten, ein giftiges Lösungsmittel.
Die Infrastrukturleistungen
Neben diversen Straßen wird die Stadt in Krampnitz drei Kitas bauen. Ferner soll die Grundschule in Fahrland zur Deckung des Krampnitzer Bedarfs ausgebaut werden. Die Schaffung von Grünanlagen wird 5,5 Millionen Euro kosten.
Die nächsten Schritte
Noch vor der Sommerpause 2013 können die Stadtverordneten die Entwicklungssatzung beschließen. „Dann kann es sofort losgehen“, so der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne). Voraussetzung ist noch eine Vereinbarung mit dem Land, Krampnitz im Landesentwicklungsplan als Siedlungsgebiet einzutragen. Träger der Entwicklung von Krampnitz soll eine zu gründende Tochtergesellschaft der Pro Potsdam GmbH sein.
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