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Landeshauptstadt: Vom sozialistischen Großbetrieb in die private Obstplantage Gartenbauingenieurin Rita Neue gehören 11 000 Apfelbäume

LEUTE IN POTSDAM Vielleicht wäre sie lieber „Gärtnerin von Sanssouci“ geworden. Doch als Rita Neue 1977 ihr Gartenbaustudium an der Berliner Humboldt-Universität erfolgreich abschloss, stand so etwas nicht auf der Angebotsliste der Absolventenvermittlung.

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LEUTE IN POTSDAM Vielleicht wäre sie lieber „Gärtnerin von Sanssouci“ geworden. Doch als Rita Neue 1977 ihr Gartenbaustudium an der Berliner Humboldt-Universität erfolgreich abschloss, stand so etwas nicht auf der Angebotsliste der Absolventenvermittlung. Sie könne in Marquardt anfangen, dort entstünde gerade das Havelländische Obstanbaugebiet mit geplanten 10 000 Hektar, hieß es. Heute fragt sich die diplomierte Gartenbauingenieurin aus Uetz, warum es damals unbedingt eine solche Dimension sein musste. Denn 2500 Hektar umfasste früher bereits das traditionelle Gebiet zwischen Werder, Glindow, Schmergow, Phöben und Fahrland. Etwa eine solche Fläche wird auch heute wieder von den privaten Obstbaubetrieben bewirtschaftet, bereits seit Sommer 1990 gehören auch ihre 25 Hektar an Äpfeln, Pflaumen, Süßkirschen, Birnen und Pfirsichen dazu. Damals hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann, der heute Rentner ist, zunächst elf Hektar Äpfel direkt an der B 273 in Marquardt gepachtet. „Die Bäume waren erst 1989 gepflanzt worden, da hatten wir wenigstens einige Jahre vor uns“, sagt sie. Länger als 16 Jahre hielten die Plantagenbäume jedoch kaum durch. So muss demnächst an eine Neubepflanzung gedacht werden, wofür jedoch die Mittel kaum ausreichen. 1996 erhielt sie endlich einen zwölfjährigen Pachtvertrag von der Boden-Verwaltungs- und Verwertungsgesellschaft (BVVG), die für die ehemals volkseigenen Flächen zuständig ist. Jedoch sei an einen Kauf ihrer Flächen kaum zu denken, „viel zu teuer“, sagt sie. Ein Obstbauer kann nur überleben, wenn er seine Früchte selbst vermarktet. Darin waren sich fast alle Obsterzeuger sehr bald einig. „Das hat sich auch bewährt, die Nachfrage ist von Jahr zu Jahr gestiegen“, stellt sie fest. Jedoch ist mittlerweile daraus ein ganzjähriger Job geworden. Den ganzen Winter über werden die Bäume verschnitten: „Das sind allein 11 000 Apfelbäume.“ Aber immerhin war Familie Neue 1991 einmal zum Sommerurlaub in Spanien. Die 48-jährige Rita Neue kommt eigentlich aus dem erzgebirgischen Brand-Erbisdorf, lebt aber gern in Brandenburg. Dem älteren Sohn gefiel das Leben auf dem Lande nicht so sehr, auch beruflich zog es ihn nach Potsdam. Der 18-Jährige dagegen wählte den „goldenen Kompromiss“: Er lernt im Botanischen Garten von Sanssouci den Beruf eines Gärtners. Winfried Gutzeit

Winfried Gutzeit

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