
© A. Klaer
Von Günter Schenke: Vom Unrat befreit
Frühjahrsputz am Schafgraben in der Brandenburger Vorstadt und am Bürgerhaus „Sternzeichen“
Stand:
Brandenburger Vorstadt / Am Stern – In Gummistiefeln zieht Helmut Krüger am Rand des Schafgrabens mit seiner Harke Gestrüpp, Plastikteile und anderen Unrat ans Ufer. Der Schlamm besprenkelt Krügers Arbeitskleidung, oft droht der Mann ins Wasser zu rutschen. Krüger ist einer von 15 Frauen und Männern, die sich an diesem Samstagvormittag an dem kleinen Gewässer zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Zeppelinstraße zu schaffen machen: Der Verein Brandenburger Vorstadt hatte zum Frühjahrsputz aufgerufen. Passanten auf dem viel benutzten Fuß- und Radweg neben dem Graben loben den Einsatz: „Es wird Zeit, dass hier etwas passiert, denn der Schafgraben sieht schlimm aus.“
Laut Auskunft der Stadtverwaltung finde hier einmal pro Jahr eine Reinigung statt. Die Helfer sind skeptisch. „Ich habe noch nie gesehen, dass die Stadt das Gewässer regelmäßig wartet“, sagt die stellvertretende Vereinsvorsitzende Sigrid Kiesewski. Und „weil’s so dreckig ist“, finde der Frühjahrsputz dieses Jahr hier statt, erklärt der im Dezember 2010 gewählte neue Vereinschef Kai Weber. Mit professionell wirkender Bekleidung rückt er dem Schlamm und Dreck in der Nähe des vor acht Jahren gebauten Holzbrückleins zu Leibe. Es ist eine von fünf Brücken, die das aus dem Maschinenteich im Park Charlottenhof kommende Gewässer überspannen. Darunter sind große Bauwerke wie die Brücke über die Geschwister-Scholl-Straße und über die Bundesstraße 1. Beide hat die Stadt in den Jahren 2000 und 2006 aufwendig erneuert.
Nach über zwei Stunden Arbeit kann sich das Ergebnis sehen lassen: Das Grabenstück sieht sauberer aus als vorher, verfaulende Äste und auch ein sperriger Weihnachtsbaum, den jemand hier entsorgt hatte, wandern per Schubkarre in den bereitstehenden Container.
Vorstadt-Vereinschef Weber lebt seit 1993 in Potsdam. Den Frühjahrsputz bezeichnet er als Tradition des Vereins. Aus einem kleinen Dorf mit 150 Einwohnern in Niedersachsen stammend, ist diese unentgeltliche Arbeit für die Allgemeinheit nichts Neues für ihn: „Im Dorf, da hat jeder angepackt.“ Fast fünfzig Stunden unentgeltlicher Arbeit kommen beim Samstag-Einsatz am Schafgraben zusammen.
„Es ist gut, wenn die Bürger beim Sauberhalten öffentlicher Flächen mit Hand anlegen“, sagt Hans-Jürgen Scharfenberg. Der Stadtfraktionschef der Linken werkelt am Samstag pünktlich um 9 Uhr mit seiner ausziehbaren und zusammenklappbaren Spezialharke am Bürgerhaus „Sternzeichen“ und säubert dort die kreisrunde Rasenfläche. „Ich mache das jedes Jahr“, berichtet er. Zunächst ist er ein einsamer Arbeiter, aber im Laufe der nächsten Stunde kommen weitere Helferinnen und Helfer, greifen zu Harke, Spaten und Hacke. Laub, Hundekot, Scherben, massenweise Zigarettenkippen und Papier sind zu beseitigen. Mindestens hundert Kilogramm Granulat, liegen gebliebenes Streugut aus dem Winter, gelangt in den Abfallcontainer.
Am Ende sehen die Auffahrt, das Rasenrondell und die Pflanzungen vor dem Bürgerhaus wieder gepflegt aus. Mindestens vierzig Stunden unentgeltlicher Arbeit schlagen zu Buche. Unter denen, die anpacken, ist Kathrin Feldmann. Die Vorsitzende des „Lokalen Bündnisses für Familie“ berichtet, dass die Initiative zum Frühjahrsputz am Stern durch die Linke, den SPD-Ortsverein sowie die Wohnungsgenossenschaften unterstützt wurde.
Günter Schenke
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