GESCHICHTE: Vom Villenort zum Sperrgebiet
Seine heutige Gestalt erhielt der Potsdamer Ortsteil Sacrow ab 1840, als der spätere Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. das Gebiet erwarb.
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Seine heutige Gestalt erhielt der Potsdamer Ortsteil Sacrow ab 1840, als der spätere Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. das Gebiet erwarb. Durch Peter Joseph Lenné ließ er das Landschaftsbild grundlegend verändern: Alte Fabriken wurden abgerissen, Wälder, Wiesen und Felder angelegt. Das Havelufer wurde mit Sichtachsen gestaltet, der Bau der Heilandskirche begann – ein Gotteshaus im italienischen Stil mit freistehendem Glockenturm, gestaltet von Hofarchitekt Ludwig Persius. Zum exklusiven Ausflugs- und Wohnort für die damalige Oberschicht Potsdams und Berlins entwickelte sich Sacrow zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Vor allem die Wassergrundstücke waren beliebt, sie bieten einen Blick auf die Berliner Pfaueninsel und den Schäferberg. Zahlreiche großbürgerlicher Villen und Wochenendhäuser entstanden in jener Zeit. Teils vermitteln sie ländliche Idylle mit Fachwerk oder verschnörkelten Türmchen – andere Besitzer ließen hingegen moderne Architekten wie Leo Nachtlicht die Häuser gestalten. Auch einige jüdische Bürger hatten hier Häuser gebaut oder erworben, sie wurden während der Zeit des Nationalsozialismus enteignet oder zum Verkauf gezwungen. Einen weiteren Einschnitt stellte der Bau der Mauer 1961 dar. Die Grenzanlagen verliefen teils mitten über die Wassergrundstücke, der ganze Ort wurde zum Sperrgebiet erklärt und war nur noch mit Passierschein zu betreten. Zumindest im Inneren fast vollständig zerstört wurde damals die Heilands- kirche, die im Niemandsland zwischen Ost und West lag - der Glockenturm wurde Bestandteil der Grenzanlagen. Nach der Wende wurde sie restauriert, 2011 wurde hier im Beisein des früheren Außenministers Hans Dietrich Genscher (1927-2016) des Mauerbaus vor 40 Jahren gedacht. Um den Erhalt von Kirche, Schloss Sacrow und den dazugehörigen Park kümmert sich übrigens seit Jahren der Verein Ars Sacrow, der sich mit seinen Veranstaltungen auch über den Ortsteil hinaus einen Namen gemacht hat. wik
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