Links und rechts der Langen Brücke: Vom Wert des Schönen
Guido Berg ist nach einem Jahr Gestaltungsrat in Potsdam von dessen Nutzen für die Stadt ausgesprochen überzeugt
Stand:
Ein Jahr Arbeit liegt hinter dem Potsdamer Gestaltungsrat und es lässt sich unumwunden sagen: Seine Gründung hat sich gelohnt. In neun Sitzungen wurden zahlreiche Bauvorhaben architektonisch qualifiziert. Ohne Beispiele zu nennen: Einige Projekte waren im Erstentwurf zum Gruseln, konnten aber durch den Rat angesehener externer Architekten und Stadtplaner geändert und aufgewertet werden, so dass ihre Errichtung zu einem Gewinn für die Stadt Potsdam wurde.
Oft geschah das Wunder, dass zunächst schwer beleidigte Bauherren und ihre gekränkten Architekten nach einem zweiten Anlauf hochzufrieden waren mit dem erzielten Ergebnis. Das ist schon ein hochkultureller Vorgang, wenn sich Architekten von Rang freiwillig von dem Gremium beraten lassen und die Vorschläge anerkennend berücksichtigen. Denn bei aller Höflichkeit, zimperlich war das Gremium nie: Die Bewertungen werden in klarer, unmissverständlicher Sprache formuliert. Wenn der Gestaltungsrat hinsichtlich des geplanten Abrisses des Hauses Dietz in der Kurfürstenstraße zugunsten eines Wohnblocks der Bauverwaltung und den Bauherren erklärt, sie seien dabei „eine Bausünde zu organisieren“, dann ist dem kaum noch etwas hinzuzufügen, dann müsste die Botschaft angekommen sein, möchte man meinen.
Auffällig waren im vergangenen Jahr zwei Dinge: Es sind oft die jungen Architekten aus den kleineren Büros, die ehrlich und ernsthaft um gute Lösungen ringen. Die erkennen, dass sie in Potsdam bauen, wo die Erstlinge von Schinkel und Mies van der Rohe stehen, wo Bauen eine anerkannte Kunstform ist. Erschreckend war aber auch die Erkenntnis, dass selbst höchsttalentierte Architekten gefährdet sind, bei einer überzogenen Verwertungsgier willige Erfüllungsgehilfen vulgärmaterialistischer Baulöwen zu werden. In diesen Fällen ist es der Gestaltungsratschefin Ulla Luther immer gelungen, das Problem aufzuzeigen, ohne gleich jedes Erwerbsstreben grundsätzlich zu verdammen. Jeder, der in Potsdam baut, profitiert monetär von der Schönheit der Stadt. Das soll so sein. Daraus ergibt sich jedoch logisch und ethisch mindestens der Anspruch, dass die Schönheit der Stadt durch das Bauprojekt keinen Schaden nimmt. Besser aber wäre, die Stadt würde bereichert. Der Gestaltungsrat hilft, dieses Ziel zu erreichen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: