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Landeshauptstadt: VomKirschen-Essen undSaurer-Gurken-Zeit

Fraktion „Die Andere“ startet Kampagne gegen die Kandidatur von Bauunternehmer Kirsch

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Fraktion „Die Andere“ startet Kampagne gegen die Kandidatur von Bauunternehmer Kirsch Von Nicola Klusemann Babelsberg. „Mit Wolfhard ist gut Kirschen essen.“ Mit diesem Slogan kandidiert der Geschäftsführer der Babelsberger Firma Kirsch und Drechsler Hausbau GmbH bei der Kommunalwahl am 26. Oktober für die SPD. Ein Spruch, der die Fraktion „Die Andere“ zu einer Gegenkampagne veranlasste. „Mit Kirsch ist Saure-Gurken-Zeit“, meinen hingegen die Kandidaten der Fraktion „Die Andere“ und werden dies ab Ende der Woche auf rund 10 000 Flugblättern kundtun. Eine Aktion, die seinen Bekanntheitsgrad steigere, freut sich der Mann aus Bayern und Wahl-Babelsberger über die Reaktion. Er wolle sich für „unser Babelsberg“ noch stärker engagieren, um es „noch schöner, noch attraktiver, noch lebenswerter“ zu machen, wirbt Bauunternehmer Kirsch in seiner Wahl-Broschüre. Die Fraktion „Die Andere“ hingegen wirft der Firma Kirsch und Drechsler vor, durch die Nicht-Einhaltung der 1998 beschlossenen Mietobergrenzen in Sanierungsgebieten die gewachsene Bevölkerungsstruktur Babelsbergs in den vergangenen Jahren zerschlagen zu haben. Zur Untermauerung dieser These führt „Die Andere“ an, dass nach der Sanierung von sieben Häusern durch Kirsch und Drechsler nur noch elf Prozent der ursprünglichen Mieter in den Häusern wohnten. Das sei falsch, entgegnet der SPD-Kandidat. Zwei Drittel seiner Mieter lebten nach wie vor im Sanierungsgebiet. In den vergangenen Jahren hatte Kirsch die Festsetzung der Mietobergrenzen als „unrechtmäßig“ angegriffen und sich darüber hinweg gesetzt. Ein entsprechender Antrag der Fraktion „Die Andere“ zur Beschlussdurchsetzung fand in einer der jüngsten Stadtverordnetenversammlungen keine Mehrheit. Tatsächlich seien die Mietobergrenzen „rechtlich nicht mehr durchsetzbar“, bestätigte Rainer Baatz, Geschäftsführer des Babelsberger Sanierungsträgers „Stadtkontor“. Die Kirsch und Drechsler Hausbau habe „ordentliches Geld“ nach Babelsberg geholt, strich Baatz als positiv heraus. Allerdings bewegten sich ihre Mietobjekte in den mittleren und höheren Preissegmenten, gestand der Stadtkontor-Chef ein. Besonders in der Anfangszeit habe dies bei komplett bewohnten Häusern nach der Instandsetzung zu „größeren Verdrängungseffekten“ geführt. Mittlerweile stünden ja überwiegend nur noch leer stehende oder teilvermietete Altbauten zum Verkauf. Der Stadtteil erfreue sich nunmehr eines „munteren Zuzugs vor allem von Familien mit Kindern“, so Baatz. Kirsch sei ein Geschäftsmann, der auf seinen Gewinn bedacht sei, sagt der Geschäftsführer des Babelsberger Mietervereins, Reinhardt Haertel. Der Interessensvertreter der Mieter bedauert, dass die Auflage der Mietobergrenze in Sanierungsgebieten „aus Furcht vor der Klage“ nie angewendet worden sei. In den meisten Fällen hätte man aber gemeinsam mit dem Bauunternehmer „einvernehmliche Lösungen gefunden“. Älteren Menschen hätte der Mieterverein keine harten Rechtsstreit zumuten wollen und eher auf eine Abstandssumme zur „Vergoldung des Umzugs“ gedrängt, die Kirsch und Drechsler „anstandslos bereit waren zu zahlen“, so Vereinsgeschäftsführer Haertel. Junge Leute hingegen hätten die Kraft, längere Rechtsstreitigkeiten durchzustehen. Drei aktuelle Streitigkeiten mit der Firma Kirsch und Drechsler trage der Babelsberger Mieterverein derzeit aus. Bei Rechtsstreits, weiß Haertel, sei mit dem Mann aus Bayern „nicht gut Kirschen essen“.

Nicola Klusemann

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