Sport: Von der Herdplatte aufgesprungen
Turbine Potsdam gelingt nach schwacher Vorrunde der siebente Sieg beim DFB-Hallenpokal
Stand:
Strahlende Gesichter nach einem packenden Finale: Die Fußballerinnen von Turbine Potsdam haben zum siebenten Mal den Hallenpokal des Deutschen Fußballbundes gewonnen. Mit 7:6 entschieden sie gegen den 1. FFC Frankfurt ein nervenaufreibendes Spiel erst im Neunmeterschießen.
Nach der regulären Spielzeit von zwölf Minuten hatte es 1:1 gestanden. Dann mussten mit Stefanie Draws, Maren Mjelde und Jennifer Zietz immer wieder die selben drei Spielerinnen vom Punkt antreten, bis eine Entscheidung gefallen war. Zietz, die mit einem Traumtor den 1:1-Ausgleich erzielt und damit ihre Mannschaft ins Neunmeterschießen gebracht hatte, verwandelte dreimal – ehe Frankfurts Dszenifer Maroszan den insgesamt 14. Neunmeter an die Bande knallte und die „Turbinen“ und die mehreren Hundert Turbine-Fans unter den 4 634 Zuschauern in Feierlaune versetzte.
Erstmals war das Turnier bei einer 20. Auflage ausverkauft. Die Verteidigung ihres Titels kam dabei auch für die Potsdamer Spielerinnen ein wenig überraschend. „Das ist Wahnsinn, damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Stefanie Draws auch mit Blick auf die beiden schwachen Vorstellungen gegen Essen (1:2) und Leverkusen (1:3). Gegen Essen verloren sie nach der frühen 1:0-Führung ihre Linie und unterlagen. Und das 1:3 gegen Leverkusen wurde durch zwei unglückliche Gegentore eingeleitet. Zunächst lenkte Torfrau Ann-Katrin Berger einen Bandenschuss von Merle Barth ins eigene Tor, dann legte Maren Mjelde der Torschützin Carolin Simon mit einem Querpass zum 0:2 nach drei Minuten auf. „Alle waren müde“, sagte Jennifer Zietz. Sie gehörte wie Draws, Ada Hegerberg und Julia Simic zum ersten Vierer, der regelmäßig nach zwei Minuten getauscht wurde. Damit aber war der wohl schwächste Teilauftritt Turbines in der Geschichte des DFB-Hallenpokals schon beendet. Gegen Sindelfingen folgte eine souveräne, aggressive, fast wütende Vorstellung mit einem 6:0-Sieg und dem Einzug ins Viertelfinale.
„Die Spielerinnen haben auf einer Herdplatte gesessen, und es war richtig heiß“, sagte Turbine-Trainer Bernd Schröder, „sie sind von allein hochgesprungen und haben sich selbst an den Haaren herausgezogen.“ Er habe auf das Weiterkommen gehofft. Und seine Spielerinnen enttäuschten ihn nicht. Jennifer Zietz eröffnete den Reigen von sechs verschiedenen Torschützinnen, letztlich zog Tubine damit ins Viertelfinale ein. Dass dies nur als zweitbester Drittplatzierter der drei Vorrundengruppen, also als schlechtester der acht Viertelfinal-Teams, gelang, bedeutete fortan nichts mehr. Das Turnier begann wieder bei Null – mit neuem, immer größer werdendem Selbstvertrauen bei den Turbine-Spielerinnen. „Wir haben uns gesagt, wenn wir weiterkommen, dann gewinnen wir auch“, sagte Zietz nach der Siegerehrung, „wir haben uns reingekämpft, und die Zuschauer haben uns mitgetragen.“
Nun ließ Turbine sich nicht mehr verunsichern, präsentierte sich wach, kampfstark und zielstrebig. Als Jena im Viertelfinale zum 2:2 ausglich, legte Ada Hegerberg knapp 20 Sekunden später zum 3:2-Siegestreffer nach. Und auch im Halbfinale gegen Leverkusen fanden sie immer eine Antwort. Zweimal gerieten sie in Rückstand, aber Ada Hegerberg mit einem sensationellen Volleyschuss und Stefanie Draws glichen zum 2:2 aus. Auch Turbines neue Torhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir, die ab dem dritten Spiel in den Kasten rückte, zeigte beim Stand von 4:2 drei starke Paraden.
Ingmar Höfgen
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