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Wieder daheim. Der Potsdamer Triathlet Christian Prochnow, hier bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, kehrte am Montag vom Training aus Südafrika zurück.

© dpa

Von Michael Meyer: Von der Sonne in den Schnee

Potsdams Triathlet Christian Prochnow kehrte aus dem Trainingslager Südafrika heim und will 2011 wieder zum WM-Finale

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Christian Prochnow zuckte bei über 30 Grad Unterschied doch schon ordentlich zusammen, als er am Montagmorgen nach zwölf Stunden in der Luft auf dem Flughafen Frankfurt (Main) gelandet war. „Das ist ja der Wahnsinn hier“, entfuhr es dem Triathleten des OSC Potsdam, der gerade aus einem dreiwöchigen Trainingslager in Südafrika zurückkehrte – und statt des geplanten Weiterflugs die Bahn zur Heimfahrt via Berlin nehmen musste, ehe er nach knapp 20-stündiger Reise daheim in Potsdam eintrudelte.

„Wir hatten dort unten optimale Bedingungen“, erzählte Christian Prochnow, der sich mit dem Elite-Team der Deutschen Triathlon-Union (DTU) in Stellenbosch nahe Kapstadts auf die vorolympische Saison 2011 vorbereitete. „Immer Sommer pur mit mindestens 25 bis 30 Grad. Die Anpassung ans Wetter hier werde ich sicher noch ganz schön zu spüren bekommen.“ In Südafrika übte der 28-Jährige in den drei Triathlon-Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen wöchentlich rund 30 Stunden im Wasser eines Schwimmbades, auf dem Mountainbike im Jonkers Park sowie in Laufschuhen durch die 100 000-Einwohner-Stadt und ihre berühmten Weinberge. Die Vorgaben des Bundestrainers Roland Knoll passte er dabei den Übungsplänen an, die ihm sein Potsdamer Heimcoach Ron Schmidt mitgegeben hatte.

Der Umfangsschwerpunkt lag dabei im Laufen, Prochnows bislang schwächster Disziplin. „Pro Woche bin ich etwa 90 Kilometer gerannt“, berichtete der Athletensprecher der deutschen Dreikämpfer. Höhepunkt dessen war ein Lauf am Hang des mitten in Kapstadt gelegenen Tafelbergs, dessen höchster Punkt 1087 Meter hoch ist. „Wir sind zwar nicht den ganzen Berg hochgerannt, haben aber gleich das steilste Stück Anstieg genommen“, erinnert sich Christian Prochnow, den nach drei Wochen am Eerste River bereits ein bisschen Heimweh plagte, „was bei mir oft so ist“. Vor dem Trip in den Süden hatte er bei einer komplexen Leistungsüberprüfung in Leipzig „bereits so gute Werte erzielt wie 2008, kurz bevor er sich für Olympia qualifizierte“, berichtete Potsdams Erfolgstrainer Ron Schmidt, während sein prominenter Schützling gestand: „So eine Überprüfung dürfte man jetzt nicht mit mir machen – ich fühle mich nämlich richtig kaputt.“ Das müsse nach so einem Trainingslager aber auch sein. „Vom Formaufbau her bin ich im Fahrplan“, signalisierte der Triathlet.

Prochnows Ziel im kommenden Jahr ist das Weltmeisterschafts-Finale am 10. und 11. September in Peking, wo er 2008 Olympia-15. geworden war und wo 2011 bereits Tickets für die Olympischen Spiele 2012 in London winken. Der Weg dorthin ist noch beschwerlich; das weiß „Paule“, wie der Potsdamer von aller Welt nur gerufen wird. Am 27. März will er sich bei einem ITU-World-Cup im australischen Mooloova unter Wettkampfbedingungen auf den ersten Wettkampf der ITU Dextro Energy World Championchip Serie am 10. April in Sydney vorbereiten. „In Sydney“, weiß Prochnow, „muss ich in die Nähe der oder am besten noch in die Top 10 kommen, um mich für die weitere WM-Serie zu empfehlen.“ Den World Cup am 15. Mai in Yokohama wolle er auslassen, weil der Reisestress dann zu groß werde, erklärte der diesjährige Weltmeisterschafts-Zehnte. „Ich möchte Anfang Juni in Madrid und Mitte Juli in Hamburg dabei sein – und natürlich Anfang August in London.“ Dann nämlich können sich bei den vorolympischen Wettkämpfen an der Themse zwei deutsche Triathleten erstmals schon direkt für Olympia qualifizieren, wenn sie unter die Top 10 kommen. „Dort werden bereits die ersten beiden Tickets für London 2012 vergeben“, bestätigte Trainer Ron Schmidt, der seinen langjährigen Schützling natürlich auch in London unter den fünf olympischen Ringen um eine möglichst gute Platzierung kämpfen sehen will.

Zunächst aber steht erst einmal Weihnachten vor der Tür. Christian Prochnow will die Festtage gemeinsam mit seiner Freundin Manuella und ihren Eltern daheim in Sputendorf bei seinen Eltern Ingrid und Klaus verbringen. „Ganz in Familie“, betonte der lizenzierter Fitnesstrainer, der in Stellenbosch „irgendwie die Vorweihnachtsstimmung vermisst“ hat, wie er gestern meinte, und der Anfang Januar die Studienarbeit für sein Diplomtrainer-Studium an der Trainerakademie Köln einreichen muss. Ab 27. Dezember steht in heimischen Gefilden das weitere Training an, ehe die Potsdamer Olympia-Hoffnung gemeinsam mit vielen weiteren Dreikämpfern des OSC am 31. Dezember beim 14. Potsdamer Silvesterlauf mit Start und Ziel im Luftschiffhafen antreten will. 2007 gewann Prochnow diesen Lauf bereits einmal vor Hagen Brosius vom veranstalteten Potsdamer Laufclub, der ihn im Jahr davor auf Platz zwei verwiesen hatte.

Am 24. Januar nächsten Jahres düst Christian Prochnow erneut für drei Wochen ins Trainingslager der DTU nach Südafrika – dann in 1300 Meter Höhe nach Potchefstroom südwestlich Johannesburgs. „Ich freue mich“, sagte „Paule“ am Montagnachmittag, „jetzt schon wieder auf die Wärme dort.“

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