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Landeshauptstadt: Von der Unschuld des Jungfernsees

Kongsnaes-Investor Linkersdorff erzürnt die Anwohner der Schwanenallee

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Berliner Vorstadt - Der Kongsnaes-Investor Michael Linkersdorff hat in der Berliner Vorstadt einen schweren Stand. Das wurde klar, als sich der Berliner Juwelier am Donnerstagabend in der Villa Schöningen der Kritik einer aufgebrachten Nachbarschaft stellte. In der Schwanenallee kann sich kaum jemand für die Pläne des 50-Jährigen erwärmen. Linkersdorff will die historische Wartehalle des Kaisers – die Ventehalle – wieder aufbauen und die Matrosenstation Kongsnaes sanieren. Die Grundsteinlegung ist erfolgt, die Baugenehmigung liegt vor (PNN berichteten). „Verstehen Sie nicht, dass die Anwohner Ihnen nicht trauen?“ „Der Jungfernsee verliert seine Unschuld“ „Ihr Projekt wird in der Nachbarschaft ums Verrecken nicht gewollt“ – diese Sätze machten klar: Ein Konsens ist nicht in Aussicht. Linkersdorffs Projektmanager Wolfram Seyfert von der Firma Fach & Werk Berlin, der zweieinhalb Stunden gegen die Kritik der Anwohner anredete, resümierte: „Wir haben eine Baugenehmigung und keine Veranlassung für Veränderungen.“

Hauptkritikpunkt der Anwohner – darunter Leute, die, wie einer sagte, „sogar selbst eine gewisse merkantile Neigung“ zu haben nicht abstreiten – ist die geplante Größe des Restaurants mit 90 Plätzen. Da auch im Bootshaus der Matrosenstation ein Saal mit 100 Plätzen entstehen soll, wird ein reger Besucherandrang befürchtet. Ein Verkehrskonzept, das die Frage der Parkplätze klärt, gebe es nicht. Der Architekt Marcus Engel zitiert aus der Ausschreibung der Stadt zum Bau der Ventehalle. Angestrebt werde „eine museale Nutzung mit einer beschränkten gastronomischen Nutzung“. Stattdessen soll Linkersdorffs Ventehalle – ein Holzbau im nordischen Drachenstil – durch einen modernen Küchenanbau ergänzt werden. Dieser sei im Baugenehmigungsverfahren noch von sechs mal zwölf Meter auf 7,5 mal 15 Meter vergrößert worden. „Der Charakter der Schwanenallee wird sich komplett verändern“, so der Anwohnerkommentar. Streitgegenstand ist weiter eine Abwassererschließung, die über ein Grundstück realisiert werden soll, dessen Eigentümer noch nichts davon weiß. Anstößig sind auch vier Stege; der größte soll 52 Meter den See hineinragen und Liegeplatz der Miniatur-Fregatte „Royal Louise“ werden. Etwas Griebnitzsee-Stimmung kam auf, als Linkersdorff erklärte, er habe den Uferstreifen „bis Haus Nr. 4 oder 5“ von der Stadt gepachtet. Der Investor versicherte, es gehe ihm nur um die gärtnerische Wiederherstellung der Sichtachsen auf die Ventehalle – auf seine Kosten. Diese schrecken den Bauherren nicht; einen dringenden Appell von Ex-Industrieclubchef Hans Peter Rheinheimer – „Lassen Sie die Finger davon!“ – wehrt er ab: Er wolle sich mit dem auf mehrere Millionen Euro geschätzten Investment an der Wiege des deutschen Segelsports „ein kleines Denkmal setzen“. Die Anwohner aber befürchten eine Kommerzialisierung des Seeufers. Dazu Linkersdorff in einem vielbeachteten Satz: „Eine schwarze Null werde ich haben müssen.“ Guido Berg

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