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Landeshauptstadt: Von Eiche aus in die Tiefe

Reinhart Küster hat sich in langer Tüftelarbeit ein Mini-U-Boot gebaut. Am Sonnabend ist Jungfernfahrt

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Warum? Auf diese Frage weiß Reinhard Küster genau genommen keine richtige Antwort. „Mich hat die Langweile gepackt.“ Der Unternehmer aus Eiche hat seine beiden Firmen, die Tauchsportschule und die Gerüstbaufirma, an seine Kinder weiter gegeben. Von da an hatte der mittlerweile 55-Jährige genügend Zeit. Doch andere züchten in einer solchen an sich luxuriösen Situation Tulpen oder legen die Beine hoch. Reinhard Küster jedoch baute sich ein Unterseeboot, ein echtes, eines, mit dem zwei Personen 30 Meter in die Tiefe abtauchen können. Der gelernte Schweißer, Betriebsschlosser und Betonfacharbeiter hat vier Jahre und ein weiteres Dreivierteljahr „jeden Tag sieben Stunden“ an seinem U-Boot getüftelt. „Vielleicht“, fällt dem passionierten Taucher doch eine Antwort auf das Warum ein, „weil man in einem U–Boot nicht friert“. Dass hat ein U-Bootfahrer einem Taucher voraus, ein Vorteil, der am kommenden Sonnabend voll zum Tragen kommen wird. Da hat die „Nemo“ – wie er seine Kreation taufte - beim Neujahrstauchen im Helenesee bei Frankfurt/Oder Jungfernfahrt. Gestern Abend wurde das 3,40 Meter lange, 1,75 Meter breite und 1,5 Tonnen schwere Mini-U-Boot zum Transport auf einen Doppelachsanhänger verladen. Freilich wird Nemo im Helenesee nicht zum ersten Mal Kontakt mit Wasser haben. „Über 200 Mal“ ist Küster mit seiner Konstruktion im heimischen Pool zu Testzwecken abgetaucht. Schließlich ist er in Sachen U-Boot-Bau ein Laie und musste eigene Erfahrungen sammeln. Erst seit kurzer Zeit hat er Kontakt zu einem Fachmann aus Bremen. Der baut dort gerade „das größte zivile U-Boot der Welt“, so Küster. Von diesem Profi bekam er Tipps. Doch vorher musste sich der Mann aus Eiche selbst behelfen.

Mal wurde bei den Pool-Tests festgestellt, dass ein Dichtungsgummi oder auch mal eine Scheibe ausgetauscht werden muss, weil Wasser eindrang. „Einmal“, gesteht der Hobby-U-Boot-Kapitän, „hatte ich richtig Angst“. Glücklicherweise aber habe ihn sein Sohn angebrüllt – genau dass müsse man machen, wenn einer ein wenig in Panik gerät. „Wir tauchen auf, wir tauchen auf “, so Küsters Reaktion auf den Wassereinbruch. Das wäre auch ohne Probleme und Zwischenstationen für den Druckausgleich möglich gewesen. „Man kann so schnell Auftauchen wie ein Korken“, versichert er. Schließlich herrscht im U–Boot der gleiche atmosphärische Druck von einem Bar wie über Wasser – und das selbst in 30 Meter Tiefe, wo das Wasser mit vier Bar gegen das U-Boot drückt. Das ist ein Druck von vier Kilogramm auf einen Quadratzentimeter, weiß der Garagen-Tüftler. Doch ruhig Blut, „man muss die Probleme unten lösen“, so eine Weisheit der tauchenden Zunft. Von seinem Sohn also zur Besonnenheit aufgerufen, konnte die kleine Notsituation im Pool auch ohne Notauftauchen gelöst werden.

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