Landeshauptstadt: Von einem, der nicht aufhören kann
Lutz Trautwein ist der Organisator der bereits ausverkauften Oldie-Nacht in der Biosphäre
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Obwohl er schon oft Konzerte organisiert hat: Der morgige 7. Februar wird für Lutz Trautwein ein besonderer Tag. Dann steigt in der Biosphäre am Buga-Park die 15. Potsdamer Oldie-Nacht, die er organisiert hat. Für den 52-jährigen Trautwein ist die bereits ausverkaufte Party noch in anderer Hinsicht ein Jubiläum: Seit 30 Jahren holt er Bands hierher, sorgte gerade in DDR-Zeiten dafür, dass Potsdam ausschweifende Feiern erlebte.
So soll es auch am 7. Februar werden. Mit Alan Silson und seiner Band sowie Beat-Club verspricht das Programm laut Trautwein gepflegte Oldie-Unterhaltung. Doch für was stehen die Namen? Wer mit Lutz Trautwein länger spricht, bekommt von ihm Nachhilfe in Sachen Musik-Historie. So steht Beat-Club für ein Querbeet-Gemisch von Coverhits zwischen 1970 und 2000. Und die Hauptband des Abends um Alan Silson für Smokie: Er war einer der Mitbegründer der britischen Band, die mit „Living Next Door To Alice“ einen der Ohrwürmer der Popgeschichte schrieben. „Silsons Soloprojekt hört sich an wie Smokie in neuem Mantel“, sagt Trautwein.
Um solche Musik nach Potsdam zu holen, hat der gelernte Elektromonteur viele Stunden investiert. Karat, Silly, die Puhdys, The Lords, Truckstop – die Liste der Bands ist lang, mit denen er Konzerte veranstaltet hat. 1980 kam Trautwein von seinem Heimatort Bitterfeld nach Potsdam. Und hat hier als sogenannter kulturwissenschaftlicher Mitarbeiter der staatlichen Kulturhäuser das Blauhaus übernommen, das damals noch Jugendzentrum „Druschba“ hieß. Von diesen Zeiten schwärmt Trautwein noch heute in seiner typisch schnellen Sprechweise ohne Punkt und Komma: Mit der sogenannten Musik vom Planwagen zog er eine Country-Party auf, wie Potsdam sie noch nicht erlebt hatte. „Mit den Dekorationen wollten wir authentische Western-Atmosphäre schaffen.“ Staubsaugerkompressoren sorgten für den Wüstenwind. Und hunderte Gäste kamen, das Regime ließ ihn gewähren, so Trautwein.
Nach der Wende war der Erfolg zunächst noch größer. Als eine „rosarote Welt“ beschreibt Trautwein die Zeit nach 1990. „Damals hatten die Leute noch Geld.“ Und er genügend Künstler an der Hand – wie jetzt auch noch. Erlebt hat er so schon Sänger wie Jimmy Somerville. „Ihm ging es ganz schlecht vor dem Auftritt bei uns.“ Doch einige Schlucke Kümmerling hätten die Übelkeit beseitigt. „Der ist eben Profi.“ Viele solcher Geschichten erzählt Trautwein.
Wegen interner Querelen verließ er 2001 das Blauhaus, ist seitdem freischaffender Veranstalter. Und freut sich auf den 7. Februar, wenn er „seinen“ Abend in der Biosphäre einmal mehr anmoderieren kann. Als er das erzählt, sagt er einen Satz, der zeigt, dass er sicher noch lange so weiter machen will. Seine Augen blitzen dabei: „Und dann, wenn alles läuft, wird richtig schön mit den Künstlern angestoßen.“ Henri Kramer
Henri KramerD
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