
© Ilka Mai
Homepage: Von großen Hummeln besucht Schweif-Lanzenrosette wächst auf Felsen
Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.
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Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.
Die Familie der Bromeliengewächse umfasst über dreitausend Arten in den tropischen und subtropischen Teilen des amerikanischen Doppelkontinents. Der bekannteste Vertreter ist die Ananas. Viele andere Arten bilden mit ihren Blättern zisternenförmige Trichter, worin sich Regenwasser sammelt, das über Schuppen an der Blattoberseite aufgenommen wird. Die Wurzeln hingegen dienen vor allem zum Festhalten – eine wichtige Aufgabe, denn die Pflanzen wachsen oft als Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) auf den Ästen von Bäumen.
Etliche Arten haben kontrastreich gemusterte Blütenstände mit leuchtenden Rot- und Orangetönen. Sie werden von Kolibris besucht, die den Nektar aus den langröhrigen Blüten saugen und sie dabei bestäuben. Da Vögel Augentiere sind und ein ähnliches Farbspektrum sehen wie Menschen, ist eine für uns auffällig bunte Färbung mit Rotanteilen ein guter Indikator für Vogelbestäubung bei Blüten.
Die leuchtend gelb und orange gefärbten Blütenstände der Schweif-Lanzenrosette (Aechmea caudata) passen in dieses Muster. Allerdings haben sie nur eine kurze Blütenröhre. Eine Studie an dieser Art auf der Insel Santa Caterina, vor der südbrasilianischen Küste gelegen, zeigte unlängst, dass die Blüten dort hauptsächlich von einer großen Hummelart bestäubt werden. Die Kolibris besuchten dagegen vor allem eine andere, viel größere Bromelienart, die zur gleichen Zeit in der Nähe blühte.
Die Insel Santa Caterina markiert einen der südlichsten Punkte des Areals der Schweif-Lanzenrosette. Sie wächst in großen Teilen der brasilianischen Südostküste von Meeresniveau bis etwa 900 Meter Höhe im Gebiet der hier ehemals weit verbreiteten Küstenregenwälder. Sie ist damit eine von etwa 20 000 Pflanzenarten dieser Region und gehört zu den rund 40 Prozent Endemiten, die nirgendwo anders vorkommen (von Botanischen Gärten einmal abgesehen). Die Mata Atlantica, wie der Küstenregenwald auch genannt wird, beherbergt damit allein etwa acht Prozent der globalen Artenvielfalt der Pflanzen. Er ist zugleich einer der am stärksten gefährdeten Brennpunkte der Artenvielfalt weltweit; von Beginn der Kolonisierung an wurde hier Zuckerrohr, später auch Kaffee und andere Tropenfrüchte anstelle der Regenwälder angebaut. Heute kommt noch der enorme Landverbrauch der Städte dazu. Von der ursprünglichen Fläche der Mata Atlantica sind nur noch wenig mehr als zehn Prozent übrig. Im Unterschied zu etlichen anderen Bromelien gilt die Schweif-Lanzenrosette derzeit aber nicht als gefährdet, vermutlich weil sie nicht so sehr in unberührten Primär-Regenwäldern, sondern eher am Waldrand und auf Felsen wächst.
In ihrer Heimat südlich des Äquators blüht die Schweif-Lanzenrosette im April, im Bromelienhaus des Botanischen Gartens dagegen jetzt im Oktober. Um die Ananas und viele andere Tropenfrüchte dreht sich die Führung „Fruchtig frisch – exotische Früchte“ am Sonntag, dem 20. Oktober um 15 Uhr. Michael Burkart
Michael Burkart
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