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Landeshauptstadt: Von Halem: Radverkehr wird benachteiligt

Bündnisgrüne wollen „flächendeckende“ Tempo-30-Zonen und eine Sanssouci-Route

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Babelsberg – Mehr finanzielle Mittel für den Radverkehr in Potsdam fordert die bündnisgrüne Oberbürgermeister-Bewerberin Marie Luise von Halem. „Immer noch gibt die Stadt Potsdam unverhältnismäßig viel mehr Geld für den motorisiertem Individualverkehr aus“, sagte sie gestern in einem Pressegespräch in der Jugendherberge in der Schulstraße.

Die Radverkehrsförderung sei ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz; die Potsdamer Verkehrspolitik berücksichtige das zu wenig. Projekte wie Shared Space, das gemeinsame Räume für alle Verkehrsteilnehmer vorsieht, seien aus Kostengründen auf Eis gelegt. Die Erfahrungen an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße / Charlottenstraße zeigten jedoch, dass ohne Ampelregelung alle Verkehrsteilnehmer mehr Rücksicht aufeinander nehmen. Von Halem spricht sich außerdem für „flächendeckende“ Tempo-30-Zonen aus. Natürlich müsse die Nuthestraße davon ausgeschlossen bleiben. Laut Nils Naber sollte Tempo 30 jedoch für die Zeppelinstraße mit deren hoher Feinstaubbelastung gelten. Der Stadtfraktionschef von Bündnis 90 / Die Grünen spricht sich ferner für eine abgespeckte Variante der noch nicht sanierten Seite der Humboldtbrücke aus.

Marc Nellen vom Landesverband Brandenburg des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) zitierte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der angekündigt habe, Potsdam zur „Fahrradhauptstadt“ zu machen. Aber ausreichende Mittel stünden nicht zur Verfügung. Insgesamt seien zwar 6,2 Millionen Euro im Fahrradkonzept geplant, in diesem Jahr würden jedoch nur 980 000 Euro für die notwendigsten Arbeiten am Radwegenetz ausgegeben. Nellen benannte einige gravierende Schwachstellen und Gefahrenpunkte: die komplizierte Situation am Leipziger Dreieck, die schwierige Straßenquerung von der Humboldtbrücke in Richtung Behlertstraße sowie den schmalen Fuß- und Radweg entlang des Bauzaunes am Landtagsschloss. Nellen kritisierte ferner das schwierige Verhältnis der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zum Radverkehr in den Parks. Für Sanssouci fordert er eine Nord-Süd-Verbindung. Laut von Halem sollte diese vom Eingang Kuhtor bis zum Ausgang zur Maulbeerallee führen.

Naber griff die Äußerung eines Polizeisprechers auf, der nach dem durch einen Kraftfahrer verschuldeten Tod einer Radfahrerin im Juli dieses Jahres gesagt hatte: „Grundsätzlich sind es die Fahrradfahrer, die unangepasst fahren.“ Kurz später hatte der Sprecher die Aussage relativiert. Laut Anja Hänel vom VCD spricht auch das Ergebnis einer Studie gegen diese Auffassung. Bei 70 Prozent aller Unfälle zwischen Rad und Auto trügen die Autofahrer die Hauptschuld.

Nach Angaben des Polizeischutzbereiches Potsdam gab es im vergangenen Jahr im Stadtgebiet 365 Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung. 153 davon verursachten die Radfahrer.Günter Schenke

Günter Schenke

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