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Landeshauptstadt: Von Hertha vereinnahmt Kritik an Unterstützung für Garnisonkirche

Der frühere Potsdamer PDS-Abgeordnete André Stephan hat die Unterstützung des Garnisonkirchen-Wiederaufbaus durch den Fußballverein Hertha BSC kritisiert. Als Vereinsmitglied fühle er sich vereinnahmt, teilte Stephan am Mittwoch mit.

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Der frühere Potsdamer PDS-Abgeordnete André Stephan hat die Unterstützung des Garnisonkirchen-Wiederaufbaus durch den Fußballverein Hertha BSC kritisiert. Als Vereinsmitglied fühle er sich vereinnahmt, teilte Stephan am Mittwoch mit. In einem offenen Brief forderte er das Präsidium und die Geschäftsführung des Berliner Vereins dazu auf, entsprechende Aktivitäten wieder zurückzunehmen. Auf der Hertha-Homepage heißt es, man unterstütze den Wiederaufbau „selbstverständlich gern“. Das Projekt sei eine „gute Sache“. Verwiesen wird auch auf einen Aufruf der Wiederaufbaustiftung zur Unterstützung.

„In einer derart brisanten und vielschichtigen Angelegenheit politisch Partei zu ergreifen halte ich für falsch“, schreibt André Stephan nun in seinem offenen Brief. Den Wiederaufbau des Ortes zu fördern, der wie kein anderer für den Schulterschluss des wilhelminischen Preußens mit den Nationalsozialisten stehe, schmerze unsagbar. „Nicht, weil es nicht auch Gründe für den Wiederaufbau gäbe. Sondern weil es sich ungut in den Kontext der eigenen Geschichte einfügt, die eben auch hochproblematische Seiten hat“, schreibt Stephan im Hinblick auf die Rolle des Vereins im Dritten Reich. Er wünsche sich, dass Hertha künftig „ein Sensorium entwickelt, welche gesellschaftlichen Zwecke unproblematisch und förderungswürdig sind“.

Stephan war von 1998 bis 2005 PDS-Stadtverordneter in Potsdam, dann wechselte er zu den Grünen nach Berlin. 2011 sorgte er dort als Renate Künasts Wahlkampfmanager für Schlagzeilen: Nach dem Hoffest im Roten Rathaus hatte er sich mit 1,19 Promille ans Steuer gesetzt und war in Berlin-Friedrichshain an einer Ampel eingeschlafen – die Polizei musste ihn aufwecken. Das kostete den Hertha-Fan seinen Job bei den Grünen.

Der Fußballverein ist übrigens nicht die einzige Institution, die sich für den Wiederaufbau der Garnisonkirche einsetzt. Auf einer neuen Internetseite bekennen sich auch die Schuhhandelskette Deichmann, die Deutsche Post und der Rewe-Discount im Marktcenter in der Breiten Straße zu dem Projekt. Insgesamt hatten bis zum späten Mittwochnachmittag knapp 2630 Menschen auf der Homepage unterzeichnet. Darunter sind auch bekannte Persönlichkeiten wie der Potsdamer Modeschöpfer Wolfgang Joop oder der australische Historiker und Preußen-Experte Christopher Clark.

Das Bündnis Potsdamer Mitte lädt seinerseits am morgigen Freitag zu einem Filmabend mit Dinnerdemo am Portal am Langen Stall in der Breiten Straße ein. Ab 20 Uhr wird der Dokumentationsfilm „Garnisonkirche – Protokoll einer Zerstörung“ von Regisseur Kurt Tetzlaff gezeigt. Bis Mitternacht soll es unter anderem Gastronomie und Feuerzauber geben, das Portal am Langen Stall soll außerdem atmosphärisch beleuchtet sein. Der Eintritt ist frei.jaha/wik

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