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Landeshauptstadt: Von Jena lernen?

Scharfenberg möchte „Denk-Haus“ in FH-Gebäude

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Nach der klaren Niederlage gegen Jena um den prestigeträchtigen Titel „Stadt der Wissenschaft“ wird in der Potsdamer Lokalpolitik über eine bessere Verzahnung zwischen Wissenschaft und Bürgern diskutiert. Eine Idee ist das bereits in der ersten gescheiterten Potsdamer Bewerbung erwähnte „Denk-Haus“: Ein Ort in der Innenstadt, an dem sich die Potsdamer Wissenschaftsinstitutionen gemeinsam den Bürgern präsentieren könnten.

Ein Anhänger dieser vier Jahre alten Idee ist Hans-Jürgen Scharfenberg. „Wenn der Oberbürgermeister seine Bewerbung ernst gemeint hat, dann gehört so ein Platz selbstverständlich mit dazu“, sagte der Vorsitzende der PDS-Stadtfraktion gestern den PNN. Er könne sich zum Beispiel das FH-Gebäude als solch einen Ort vorstellen, so Scharfenberg. „Es braucht einen Platz, an dem sich die Wissenschaftler Potsdams zeigen können.“

Im siegreichen Jena war so ein Haus Teil der aktuellen Bewerbung: 2008 wird im Zentrum der Kommune ein Stadtspeicher eröffnet, in dem die High-Tech-Institute vor Ort regelmäßig Ausstellungen über ihre Forschung gestalten. Ein Getreidespeicher wird dafür saniert und erhält eine Glasfassade. Kosten: 1,6 Millionen Euro, die Stadt und lokale Wirtschaft mit Hilfe von Fördermitteln aufbringen.

Zurückhaltender zu solch einer Idee äußerte sich gestern SPD-Fraktionschef Mike Schubert. An sich finde er ein „Denk-Haus“ durchaus „spannend“, sagte Schubert. Jedoch bewältige Potsdam zur Zeit viele Bauprojekte auf einmal. Deswegen müsse in Ruhe eine Analyse darüber erfolgen, ob ein zusätzliches Vorhaben noch machbar sei: „Lieber wären mir weniger Projekte, die dann aber gut werden.“

Klar für ein „Denk-Haus“ sprach sich dagegen Jürgen Stelter als Vorsitzender des Kreisverbandes der Grünen aus: Dieses Projekt sei die „einzige gute Idee“ der ersten Potsdamer Bewerbung zur Stadt der Wissenschaften gewesen. Er würde daher solche Bestrebungen begrüßen: „In der Innenstadt muss Potsdams Wissenschaft deutlicheres Gewicht bekommen.“

Schon am Montag könnte das „Denk-Haus“ auch Thema bei Oberbürgermeister Jann Jakobs sein: Er trifft sich mit Vertretern des Dachvereins proWissen e.V. und anderen wissenschaftlichen Institutionen, um die Folgen der Niederlage gegen Jena zu beraten. „In der sanierten Stadt- und Landesbibliothek könnten auch Ausstellungsräume für die Potsdamer Wissenschaft entstehen“, sagte Wolfgang Hadlich, Büroleiter von Jakobs. Dies sei jedoch nicht das Top-Thema für Montag: Es gehe vor allem darum, wie die angedachten Projekte für 2008 auch ohne das Preisgeld in Höhe von bis zu 250 000 Euro umgesetzt werden könnten . „Ohne den Titel wird es schwerer an Sponsorengelder zu kommen“, hatte Simone Leinkauf vom proWissen e.V. kurz nach dem Scheitern Potsdams am Mittwoch gesagt.

Mit Sicherheit wird laut Hadlich Potsdams Toleranzedikt neu verfasst: Dieses Projekt bekommt trotz der Niederlage gegen Jena eine Förderung. Dabei soll das ursprüngliche Edikt nach umfangreicher Bürgerbeteiligung neu verfasst werden, um es danach von der Stadtverordnetenversammlung beschließen zu lassen – als Zeichen Potsdamer Weltoffenheit. HK

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