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Sport: Von Mc Donalds zum Meister

Eric Brechlin boxt sich durch: Jetzt holte sich der Motor-Mann Silber bei den Deutschen Meisterschaften

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„Als er damals mit neun Jahren zu uns kam, war er ziemlich übergewichtig“, erzählt Ralph Mantau, Trainer und Manager der Boxer des SV Motor Babelsberg. „So wie die heutigen Mc Donalds-Kinder eben so sind.“ Dem Fastfood hat Eric Brechlin schon lange abgeschworen, hat in den vergangenen Jahren hart an sich gearbeitet und seitdem so manchen Erfolg eingefahren. Ende April setzte der inzwischen 17-Jährige wieder mal einen drauf: Im bayerischen Straubing kämpfte er sich bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften bis ins Finale und unterlag erst dort dem Berliner Türken Cem Akku im Schwergewicht bis 91 kg nach Punkten. „Ich war trotzdem sehr zufrieden, mehr war gegen ihn nicht drin“, sagte Brechlin nach dem Fight und zeigte sich als fairer Sportsmann.

Der Rechtsausleger ließ seine Gegner schon frühzeitig wissen, wer der Herr im Ring ist. Bereits als Zwölfjähriger schlug er 14- und 15-Jährige, so dass die Talentsucher der Olympiastützpunkte schnell auf den gebürtigen Potsdamer aufmerksam wurden. „Die überzeugten uns dann auch davon, dass ein weiterer Werdegang für Eric nur auf einer Sportschule möglich ist“, erinnert sich sein Vater Jörg. „Und die hatten recht. In Potsdam musste ich in Vorbereitung auf eine Deutsche Meisterschaft manchmal fünf Entschuldigungen für den Jungen schreiben. Jetzt ist in Cottbus alles gut aufeinander abgestimmt.“

Das Konzept mit seiner Symbiose von Schule und Leistungssport zahlt sich seitdem für den 1,95 Meter großen und 91 Kilogramm schweren Hünen aus: Zwei Deutsche Meistertitel, zwei Vizemeistertitel, ein zweiter Platz bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften und Einsätze für das Nationalteam sind unter anderem zu nennen. Aber auch bei den Europameisterschaften in Albanien und beim Brandenburg-Cup hinterließ Eric Brechlin bereits seine Visitenkarte.

Wohin ihn der Boxsport führen soll, weiß der Schützling von Coach Andreas Ziebe noch nicht so recht. „Erst einmal steht für mich das Abi im Vordergrund“, sagt der Schwergewichtler, der nach wie vor für seinen Heimatverein Motor Babelsberg in den Ring steigt. „Was dann kommt, steht noch in den Sternen, aber auf jeden Fall möchte ich weiterboxen.“

Darauf freut sich auch Ralph Mantau, der mit seinem Team letztlich den Grundstein für Brechlins boxerischen Erfolg legte. „Der Junge ist schließlich der erste Deutsche Meister, den unser Verein nach der Wende hervorgebracht hat. Für die Bundesliga ist es aber noch viel zu früh. Im Schwergewicht – das wäre lebensmüde. Dafür muss man er erst einmal Mann werden.“

Das weiß auch der frisch gebackene Deutsche Vizemeister, und so sammelt er vorerst lieber noch in der Oberliga beim UBV Schwedt wichtige Erfahrungen. Zwei Einsätze hatte er für den Verein von der Oder schon – in beiden setzte er sich klar durch. In Babelsberg konnten die Motor-Fans den Potsdamer indes auch schon sehen – bei einem Vorkampf der 2. Bundesliga. Doch die muss noch warten. Vielleicht drei, vier Jahre.

Henner Mallwitz

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