Landeshauptstadt: Von „nicht förderungsfähig“ bis „unverzichtbar“ Stadt und Fachhochschule Potsdam legen ersten Bericht über die Bewertung der Freie Kulturträger Potsdams vor
Potsdam hat einen großen Reichtum an kulturpädagogischen Einrichtungen. Die darstellende Kunst, also das Theater, wird in der Stadt überproportional gefördert, da das Hans Otto Theater einen großen Teil des Kulturetats erhält.
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Potsdam hat einen großen Reichtum an kulturpädagogischen Einrichtungen. Die darstellende Kunst, also das Theater, wird in der Stadt überproportional gefördert, da das Hans Otto Theater einen großen Teil des Kulturetats erhält. Einrichtungen mit soziokulturellen Ansätzen müssen ihre Konzepte neu ausrichten.
Das sind erste Ergebnisse der Evaluation (Bewertung) der freien Kulturträger Potsdams, die Prof. Hermann Voesgen von der Fachhochschule Potsdam und die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer gestern vor Journalisten vorstellte. Prof. Voesgen und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Maike Pagel haben den 17 Kultureinrichtungen der Stadt, die sich um städtische Betriebskostenzuschüsse (BKZ) bewerben, Fragebögen vorgelegt, die diese ausfüllten. „Es ist eine Selbstevaluation“, so Prof. Voesgen. Die Kulturträger hatten sich selbst nach künstlerischen Kriterien, der Aktivierung von Besuchern, ihrem Management aber auch ihrer Bedeutung für das Stadtmarketing einzuschätzen. Danach wurden Gespräche mit den Kulturträgern geführt und die Antworten nach ihrer Plausibilität ausgewertet. Der FH-Professor weist darauf hin, dass der Bewertungsprozess nicht abgeschlossen ist. Vielmehr sei die vorgenommene Bewertung veränderbar. Prof. Voesgen: „Wir wollen keine Bewertung hinter verschlossenen Türen, vielmehr eine offene Diskussion über Stärken, Schwächen und was uns wichtig ist initiieren.“ Die Antragsteller können ihre Einwände und Ergänzungen einbringen, ebenso der Kulturausschuss, der die ersten Evaluationsergebnisse gestern Abend erhielt. Am 10. Februar wird eine Expertengruppe (z.B. Volker Heller, Michael Reiter, Bernd Wagner) die Ergebnisse der Diskussionen erörtern und das Evaluationsteam beraten. Danach wird der Abschlussbericht erstellt. Der Kulturbeigeordneten zufolge könne eine Sondersitzung des Kulturausschusses Ende Februar/Anfang März den Abschlussbericht beschließen, dessen Ergebnisse 2007 umgesetzt werden. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Der Brandenburgische Kunstverein e.V. wird seit vielen Jahren gefördert. „Es ist im Interesse der Stadt, dass regelmäßig Ausstellungen mit aktueller Kunst für Potsdam realisiert werden. Durch einen neuen Vorstand gebe es begründete Hoffnung, dass der Verein dies auch in Zukunft erfüllt. „Wir empfehlen eine experimentelle Förderung für zwei Jahre, gefolgt von einer fachlichen Bewertung.“
Das KunstHaus Potsdam e.V. habe derzeit „kein auf Potsdam bezogenes Profil“. Die Abgrenzung zu einer Galerie ist nicht klar. „Daher schlagen wir vor, das KunstHaus nicht im Rahmen der BKZ zu fördern und empfehlen der Einrichtung, Projektanträge zu stellen.“
Beim Kulturwerk des Brandenburgischen Verbandes Bildener Künstlerinnen und Künstler e.V. (BVBK) sei die Eigenständigkeit des Kulturwerkes nicht erkennbar und „nicht förderungsfähig“.
Der Musik an der Erlöserkirche e.V., die Potsdamer Kantorei, „ist nach künstlerischen Kriterien und durch die Aktivierung von Menschen unterschiedlicher Generationen förderungswürdig“.
Die Singakademie Potsdam e.V.: „Der Kinder- und Jugendbereich sollte konzeptionell gestärkt werden. Eine weitere Förderung dieses Bereiches scheint sinnvoll.“
Die Arbeit des T-Werkes e.V. „wird als langfristig förderungswürdig eingeschätzt. Inhaltliche Profilierung und das Marketing seien weiter zu entwickeln.
Für das Poetenpack e.V. wird eine Anschubfinanzierung für eine Geschäftsführung und nach zwei Jahren eine Umstellung auf Projektförderung vorgeschlagen.
Die Stadt-Spiel-Truppe e.V. ist „für sich betrachtet“ nicht förderungsfähig. Das Theaterschiff als Veranstaltungsschiff mit Kneipe sollte nicht aufgegeben werden.
Die fabrik Potsdam e.V. „ist langfristig förderungswürdig“. Durch die Gastspiele und die Tanztage habe sie ein Alleinstellungsmerkmal in Potsdam.
Der Offene Kunstverein e.V. „leistet einen hochwertigen kulturpädagogischen Beitrag zur Vielfalt der Stadt Potsdam und wird als langfristig förderungswürdig angesehen.“
Die Kunstschule Potsdam e.V. ist „langfristig förderungswürdig“, sie zeige eine „überaus große Präsenz in den öffentlichen Räumen der Stadt Potsdam.
Die Literaturnacht e.V. besitzt „das Potential, experimentell für zwei Jahre gefördert zu werden, danach sollte ausgewertet werden, inwieweit sich die Vereinstätigkeit entwickelt hat“.
Das Waschhaus e.V. ist „unverzichtbar“, müsse aber eine Debatte über das Verhältnis der die Eigeninitiative fördernden Soziokultur und der eher konsumorientierten Partykultur führen.
Die Charlottenstraße 31 (al globe/Kabarett Obelisk) ist „nicht evaluationsfähig“. Beide Vereine passten nicht zusammen. Voesgen empfiehlt Auflagen für eine zweijährige Probephase, z.B. die Anstellung eines kulturpolitischen Leiters.
Das Autonome Frauenzentrum Potsdam e.V. „wirkt angepasst, in sich gekehrt“. Eine Betriebskostenförderung wird „kritisch“ gesehen.
Das Künstler- und Gründungszentrum Seestraße (Puschkinallee) ist „experimentell förderungswürdig“ für zwei Jahre. Das Zentrum zeige „eindeutige Potentiale“, so der Voesgen-Bericht.
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