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1. FFC TURBINE POTSDAM: Von Pjöngjang nach Potsdam DFB-Präsident Zwanziger lobte „seinen“ Klub

Jon und Kim sahen 3:0 Turbines gegen Bad Neuenahr/Sainio und Thalmann gehen

Stand:

Mit großen Augen verfolgten gestern Myong Hwa Jon und Un Hyang Kim im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion das Frauenfußball-Bundesligaspiel. Die beiden jungen Nordkoreanerinnen, seit Freitag Gäste Turbine Potsdams (PNN berichteten), sahen gemeinsam mit 1021 weiteren Zuschauern ein 3:0 (3:0) Potsdams über den SC 07 Bad Neuenahr, mit dem Turbine Tabellenplatz zwei behauptete.

Die Gastgeberinnen glänzten bei diesem Sieg aber nur in Halbzeit eins, als sie mit sehenswerten Ballstafetten den Gegner regelrecht vorführten. Entsprang ihre frühe Führung noch einem Eigentor Lena Goeßlings, die bei einem Abwehrversuch ihre National-Ersatztorfrau Ursula Holl überwandt (6.), so waren die beiden Treffer Anja Mittags sehenswert herausgespielt. Zunächst netzte die Nationalstürmerin nach einem Doppelpass mit Viola Odebrecht im zweiten Versuch ein (16.), dann nutzte sie ein Zuspiel Tabea Kemmes zum 3:0 (31.). Nach dem Seitenwechsel aber riss Potsdams Spielfaden völlig, gelang kaum noch etwas. „Wir haben viel zu unkonzentriert gespielt. Warum, das weiß ich auch nicht“, sagte Mittag später. „Schade, denn wir hätten heute etwas für unser Torverhältnis tun können.“

Un Hyang Kim hätte gern mitgekickt. „Es war sehr interessant und hat in den Beinen gejuckt“, gestand die noch 15-Jährige Abwehrspielerin, die ebenso wie die gleichaltrige Mittelfeldkickerin und Spielmacherin Myong Hwa Jon älter wirkt. „In der zweiten Halbzeit hätte ich am liebsten selbst ein Tor gemacht.“ Die beiden Mädchen spielen daheim in der Hauptstadt Pjöngjang beim 4.25 Sports Club, besuchen dort eine Sportschule und wurden 2008 in Neuseeland mit ihrem Nationalteam U17-Weltmeisterinnen, wobei Jon ihr Team ins Finale schoss und Kim dort beim 2:1 nach Verlängerung gegen die USA traf. „Wir sind stolz, das für unser Vaterland erreicht zu haben“, sagte Myong Hwa Jon gestern.

Dass Jon und Kim, die von ihrer Heimtrainerin Mi Hyang Kim begleitet werden, überhaupt nach Potsdam kamen, ist laut Turbine-Coach Bernd Schröder „Kontakten auf höchsten politischen Ebenen“ zu verdanken. Bislang kickt keine Nordkoreanerin im Ausland. Taejo Yoon, ein in Japan lebender FIFA-Spielervermittler, knüpfte die Kontakte mit Potsdam. Die Asiatinnen werden zunächst bis Freitag dieser Woche bleiben und mittrainieren, dann reisen sie heim. „Vielleicht klappt es, dass beide im Sommer herkommen. Sie könnten dann hier die Sportschule besuchen und bei uns weiter ausgebildet werden“, erklärte Schröder, der zugleich weitere Turbine-Personalien verkündete: Am Saisonende wechseln Mittelfeldspielerin Essi Sainio zu Djurgarden Stockholm und die Schweizer Torhüterin Gaelle Thalmann zum Hamburger SV.

Turbine: Schumann; Schmidt, Draws, Peter: I. Kerschowski, Zietz, Bagehorn, Odebrecht (83. M. Kerschowski); Kaurin (69. Wich), Mittag, Kemme (73. Schiewe).

Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, besuchte gestern das Heimspiel Turbine Potsdams, dessen Vereinsmitglied er ist. Zusammen mit Gattin Inge, Sohn Frank sowie den Enkeln Paula (8) und Lennard (7) sah er drei Tore – zwei davon durch seine Lieblingsspielerin Anja Mittag. „In der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden, auch mit der Spielanla- ge, die Bernd Schröders Handschrift trägt“, erklärte der 63- Jährige später. Und lobte „seinen“ Klub: „Ich bin froh, dass Turbine nach dem Abgang vieler Top-Spielerinnen wieder eine so gute Mannschaft aufgebaut hat. Das Netzwerk Turbine funktioniert nicht nur bei Erfolgen, sondern auch in Durststrecken. Jetzt freue ich mich auf das Pokalfinale mit Turbine.“ M. M.

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