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Von wegen "Bahn frei". Wer in Potsdam mit dem Rad unterwegs ist, muss auch mal was riskieren.

© Andreas Klaer

Mit dem Rad durch Potsdam - ein Bericht: Von Radfahrern, die sich für Straßenbahnen halten

300 Gefahrenstellen für Radler haben die Potsdamer gemeldet. Der gefährlichste Ort ist aber ausgerechnet die Baustelle am Stadthaus.

Stand:

Um nicht missverstanden zu werden: Es gibt in Potsdam viele tolle Radstrecken, wo das Fahrradfahren eine Freude ist. Wo keine Bagger, Laster oder Busse nur so darauf zu lauern scheinen, einem Radler den Garaus zu machen. Aber, und auch das frei heraus gesagt, es gibt gefährliche Stellen, und sie zu finden, ist der Sinn dieser Expedition. Ein Reporter, der sich in dieser Stadt auf die Suche nach Gefahrenstellen für Radfahrer begibt, der stößt unvermeidlich auf Kreuzungen, die ihm in diesem Sinne zuzurufen scheinen: „Verweile doch hier wirst du fündig.“

So an der Puschkinallee. Die Radler kommen aus der Innenstadt und wollen durch die Alexandrowka, vielleicht ins Bornstedter Feld, vielleicht auch einmal nach Krampnitz. Zunächst muss der Radler eine mehrere Zentimeter hohe Asphaltwelle überwinden, die sich seinem Geradeausfahren entgegenwirft. Fällt er dabei nicht, folgen vier einzelne Schienenstränge, die es zu forcieren gilt. Dies nicht etwa mit komfortablen 90 Grad, sondern in einem spitzen Winkel, sodass bei Regen oder gar Eis das Vorderrad unweigerlich wegrutschen muss. Gleichzeitig ist auf die Bahnen zu achten, eine schwere Aufgabe. Eine junge Frau, die sich durch einen Aufruf der Stadt zur Benennung von Gefahrenstellen ermutigt sah, auf die Situation aufmerksam zu machen, erhielt eine recht forsche Antwort, die sie ärgerte. Das sei keine Gefahrenstelle und wenn sie dennoch der Ansicht sei, solle sie doch absteigen und schieben. Und als wäre es ein zynischer Kommentar dazu: Genau an der Ecke steht ein Laternenpfahl, daran hängt direkt unter dem Radwegweiser ein Wanderwegschild mit der Aufschrift „Gehen hält fit“.

Ein junger Mann auf einem Mountainbike – Helm, Mammutjacke, Fahrradbrille – kommt angejagt und sagt, so eine Bodenwelle mache ihm natürlich nichts aus. Bei Älteren könne das freilich anders sein. So einem wie ihm mache aber das Leipziger Dreieck Angst: „Wenn du da von der Michendorfer Chaussee kommst und als Radler richtig Gas gibst, kommst du genau in die Grünphase der Autos rein.“

Solch Reden lädt zum Selbstversuch, dahingestellt, ob ein 30 Jahre altes Damenrad dazu geeignet ist.

Von noch mehr Gefahren und Erlebnissen lesen Sie in der MITTWOCHSAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

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