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Einige Kleidungsstücke werden von Silvia Rissmann mit Hilfe der Modepuppe "Chantal" präsentiert.

© A. Klaer

Online-Versteigerung des Fundbüros Potsdam: Von Schatz bis Schätzchen

Das Potsdamer Fundbüro versteigert ab Donnerstag mehr als einhundert Sachen im Internet. Das Angebot reicht von Kuscheltieren bis zur Spiegelreflexkamera.

Von Sarah Kugler

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Potsdam - Der Strohhut sitzt, die Sonnenbrille auch und der Schal hängt frühlingshaft locker um den Hals. Die Modepuppe des Fundbüros der Potsdamer Stadtverwaltung, von den Mitarbeitern liebevoll Chantal getauft, hat sich bereits für die wärmeren Tage schick gemacht. Allerdings darf sie ihren Frühlingslook nicht lange behalten, denn der wird ab dem 7. April ab 18 Uhr zusammen mit 119 anderen Fundsachen im Internet versteigert. Die Objekte können schon online angesehen werden.

Bereits zum 30. Mal organisiert das Fundbüro die zehntägige Versteigerung, in der Fundsachen erstanden werden können, die auch nach einem halben Jahr nicht abgeholt wurden. So lange ist die vom Gesetz vorgegebene Aufbewahrungsfrist, wie Sylvia Rissmann, Sachbearbeiterin für Fundsachen, erklärt. „Was aus der Versteigerung rausfällt, sind natürlich EC-Karten oder persönliche Dokumente“, sagt sie. Die würden an die Bank zurückgeschickt oder nach Ablauf der Frist vernichtet.

3000 Fundsachen haben sich im Fundbüro Potsdam angesammelt

Auch die vielen Schlüssel, die dicht nebeneinander gereiht im Potsdamer Fundbüro hängen, kommen nicht unter den Hammer. „Wir wundern uns teilweise, dass so wenige Leute ihre Schlüssel abholen“, so Rissmann. „Dabei werden wirklich viele bei uns abgegeben.“ Insgesamt 3000 Fundsachen haben sich im vergangenen Jahr im Fundbüro angesammelt, das eigentlich gar nicht so viel Platz bietet. Trotzdem werde alles ordentlich in Schubläden sortiert, nummeriert und archiviert, sodass nichts verloren gehe. Für die Versteigerung am kommenden Donnerstag wurden außerdem alle Objekte fotografiert. Vieles – wie etwa das Outfit von Chantal – kann nur im Ensemble ersteigert werden.

So gibt es Regenschirm-, Sonnenbrillen- und Schmuckpakete und auch die Rucksäcke sowie Taschen sind mit kleinen Überraschungen gefüllt. „Die gehen meist gleich als Erstes weg“, sagt Rissmann. „Obwohl die Leute gar nicht wissen, was drin ist.“ Manche Bieter seien extrem schnell, sodass sie oft schon kurz nach Beginn der Versteigerung mehr als 20 Benachrichtigungen erhalten hat. Gegen Vorlage der Ersteigerungsbestätigung können die erworbenen Fundsachen im Fundbüro des Bürgerservicecenters abgeholt und mit EC-Karte oder in bar bezahlt werden. Ein Versand ist nicht möglich.

Auch einige Schätze darunter

Dabei funktioniert die Versteigerung der Stadt ein wenig anders als üblicherweise: Es wird ein Höchstpreis festgelegt, der im Laufe der zehn Tage immer weiter sinkt. Wer starke Nerven hat, kann sein Wunschobjekt also eine Weile beobachten und am Ende für ganz kleines Geld ersteigern – oder Pech haben und leer ausgehen. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit, selbst ein Gebot abzugeben. Wenn niemand darüber bietet, sinkt der geforderte Preis nur bis zum abgegebenen Gebot und der Bieter bekommt sein Schätzchen.

Und wahre Schätze sind dabei. Unter anderem eine Spiegelreflexkamera mit Objektiv für 350 Euro. Auch einige Handys und viele Fahrräder sind mit dabei, von denen einige sehr gut erhalten sind. Trotzdem dürfe man keine neuen Räder erwarten, wie Rissmann betont. Gebracht wurden sie häufig von der Polizei oder Potsdamern, die beobachtet haben, dass die Räder schon länger am Zaun standen ohne bewegt zu werden. Wie Rissmann versichert, seien alle Räder geprüft, sodass kein gestohlenes dabei sei. Gelagert werden die Räder im Kellergewölbe des Rathauses, in dem auch Taschen, Fahrradhelme und Gehhilfen stehen. „Wir hatten hier schon Rollstühle, ein Tretboot und ein Kajak“, erzählt die Fundbüro-Sachbearbeiterin. Letzteres sei sogar versteigert worden. „Auch Gebisse werden manchmal bei uns abgegeben und tatsächlich hat eine alte Dame ihres wieder abgeholt“, so Rissmann. „Die war sehr dankbar, dass sie es bei uns wiedergefunden hat.“ Die größte Fundgrube seien die öffentlichen Verkehrsmittel, in denen neben den üblichen Schals, Mützen und Turnbeuteln auch mal ein gemaltes Ölbild liegen gelassen wird. Drogen oder Waffen seien hingegen noch nie abgegeben oder in einer Tasche gefunden worden.

Onlineversteigerung ab dem 7. April, 18 Uhr >>

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