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Sport: Von Stahnsdorf nach Las Vegas
Christoph Pfingsten fährt am Sonntag daheim auf der Straße für Deutschland und dann querfeldein in den USA
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Am Sonntag wird Christoph Pfingsten noch einmal daheim in Stahnsdorf beim 2. „Rund im Gewerbegebiet“ 25 Runden auf der Straße drehen, ehe er am Montag zu seinem ersten Cross-Rennen in die USA nach Las Vegas fliegt. „Ich freue mich schon sehr auf beide Wettkämpfe“, sagt der Radprofi des niederländischen Cyclingteams De Rijke. „Wenn man vor der eigenen Haustür antritt, ist die Motivation besonders groß, und in den USA war ich noch nie. Dort zu fahren war schon immer ein Traum von mir.“ Der Deutsche Cross- Meister, der im Januar den bisherigen Titelträger Philipp Walsleben aus Kleinmachnow erstmals entthront hatte, wurde zu einem Rennen auf einem 3-Kilometer-Kurs am nächsten Mittwoch in Las Vegas eingeladen, mit dem er in die neue Querfeldein- Saison startet. „Das soll das größte Crossrennen in Amerika sein und wird ein Abenteuer für mich werden“, glaubt Pfingsten, der in den Wäldern um Potsdam und Berlin schon voll für die neue Cross-Saison trainiert. Deren Höhepunkte sind die Deutschen Titelkämpfe am 12./13. Januar 2013 in Bad Salzdetfurth und die Weltmeisterschaften am 2./3. Februar in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky. „Dafür kann ich jetzt schon mal ein bisschen US-Luft schnuppern“, meint Pfingsten. „Außerdem wird mein Schwerpunkt im kommenden Winter auf den Weltcups und auf Rennen in Belgien liegen. Dass ich am Sonntag nochmal auf der Straße antrete, ist eine gute Vorbelastung, geschieht aber vor allem meiner Heimatgemeinde und meinem Vater Wolfgang zuliebe.“
Wolfgang Pfingsten ist Organisator des „Rund im Gewerbegebiet Stahnsdorf“, dessen zweite Auflage am Sonntag ab 9 Uhr auf einem 1,6 Kilometer langen Rundkurs insgesamt acht Rennen umfasst (siehe Kasten). Start und Ziel befinden sich an der Ruhlsdorfer/Ecke Hamburger Straße Dass Christoph Pfingsten dort seine Runden dreht, hat er aber eigentlich seiner Mutter Bärbel zu verdanken. Die nämlich brachte vor drei Jahren ihrem im Radsport sehr engagierten und rührigen Mann auf die Idee. „Du fährst durch halb Europa, und zu Hause haben wir gar kein Radrennen, hat meine Frau damals zu mir gesagt – also habe ich im vergangenen Jahr mit vielen Mitstreitern erstmals so ein Rennen aufgezogen“, erzählt Wolfgang Pfingsten, der junge Talente daheim in Stahnsdorf in einer Arbeitsgemeinschaft und größere, erfolgversprechende Fahrer beim RSV Peitz betreut. „Wir hatten über 500 Teilnehmer, die uns – ebenso wie Chef-Landestrainer Bernd Drogan – begeistert rieten, das Rennen zu wiederholen. Und die bisherige Resonanz gibt uns bereits recht. Wir haben schon je 50 Anmeldungen in der U 13 und U 15 und 30 in der U 17. Das sind erstaunlich viele.“
Zwei Neuerungen gibt es in diesem Jahr beim „Rund im Gewerbegebiet“. Zum einen ein Handicaprennen über wahlweise bis zu drei Runden für Menschen mit Behinderung als bundesoffenen Wettkampf per Zweirad, Dreirad, Handbike, Liegebike oder – für Blinde – Tandem. „Ich kam auf den Gedanken, weil wir auch ein behindertes Mädchen in unserer Arbeitsgemeinschaft haben, und bin beim Sportministerium mit der Bitte um Unterstützzung gleich auf offene Ohren gestoßen“, so Wolfgang Pfingsten. „Wir sind gespannt, wie dieses Handicaprennen angenommen werden wird.“ Zweite Neuerung ist ein Freundschaftsvergleichskampf der deutschen und der tschechischen Cross-Nationalmannschaft. Wolfgang Pfingsten fädelte den am Rande der diesjährigen Cross-Weltmeisterschaften im belgischen Koksijd mit dem tschechischen Nationaltrainer Stanislav Bambula ein. „Er sagte gleich zu, so dass jetzt sieben tschechische Nationalfahrer antreten, unter ihnen auch sein Sohn Ondrej Bambula. Im nächsten Jahr wollen wir auch die Polen nach Stahnsdorf holen.“
Das Duell mit den Tschechen werde kein Selbstläufer werden, glaubt Christoph Pfingsten, der am Sonntag gemeinsam mit Tobias Deprie, Enno Quast, Julian Lehmann, Konrad Michael Opitz und Raoul Rothe (alle Stevens Cross-Racing Team) für Deutschland in die Pedale treten wird. Dass er auch auf der Straße einiges drauf hat, zeigte der 24-jährige Student der Europäischen Sportakademie Potsdam in diesem Sommer unter anderem als Sieger der Bergwertung beim 200 Kilometer langen „Rund um den Henninger Turm“ am 1. Mai in Frankfurt/Main, als Gesamt-Dritter der Royal Smilde Olympia's Tour Mitte Mai in den Niederlanden und als Zweiter der Sprintwertung beim Garmin ProRace Berlin Mitte Juni über 186 Kilometer. „Nun will ich natürlich zu Hause auch weit vorn landen“, sagt der Lokalmatador, den seine Freundin Gini, die Eltern und viele Freunde und Verwandte am Streckenrand anfeuern werden.
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