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Landeshauptstadt: Vor dem Verfall bewahrt

Dach und Fassade von Villa Baumgart saniert

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Nauener Vorstadt – Von der Villa Baumgart in der Friedrich-Ebert-Straße 67 sind die Gerüste gefallen. Die reich gegliederte Fassade der Villa Baumgart, genannt nach ihrer letzten Privatbesitzerin, leuchtet wieder in fast strahlendem Weiß. Dach- und Fassadensanierung kosteten über 500 000 Euro. „Wir mussten das Geld in die Hand nehmen, um das Baudenkmal vor dem endgültigen Verfall zu retten“, sagt Claudia Dinse, Pressesprecherin der Gemeinnützigen Wohn- und Baugesellschaft. Architekt Ingo Schürmann: „Durch das undichte Dach und von unten aufsteigende Feuchtigkeit bestanden nicht nur an den Holzteilen erhebliche Schäden, auch der wertvolle Stuck an den Decken begann schon zu bröseln.“ Die große Terrasse auf der Gartenseite musste abgetragen werden, weil die Eisenträger durchgerostet waren. Ihr Neuaufbau ist aus finanziellen Gründen zunächst unwahrscheinlich.

Das Gebäude ist ein Denkmal. Im Inneren bestechen die lichtdurchfluteten Räume, das Kaminzimmer mit noch erhaltenen Stofftapeten und Holzpaneelen sowie die reichhaltigen Bleiverglasungen mit Jugendstilmotiven. „Die wertvollsten Glasarbeiten aus dem Bad im Dachgeschoss mussten wir jedoch auslagern, um sie zu schützen“ berichtet Dinse. Die Wiederherstellung von Dach und Außenhaut erfolgten nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten. So sind die Ziegel des Daches nach den Originalvorlagen nachgebrannt worden, wurde der Rundbau des Eingangsbereiches mit seiner kupfernen Haube wieder sichtbar gemacht.

Dem Vernehmen nach will die Gewoba das Haus verkaufen. Schürmann berichtet von einem Interessenten, der das Gebäude zu einem Hotel mit 30 Zimmern umfunktionieren wollte. „Das hätte das Denkmal im Innern zerstört“, sagt der Fachmann. Eine Wiederherrichtung als Mehrfamilienhaus scheint nach Meinung von Experten nicht ausgeschlossen. Bei der Restaurierung einer Villa in der Nansenstraße 11 ist die Gewoba bereits erfolgreich diesen Weg gegangen.

Die Baugeschichte der Villa Baumgart geht bis in das Jahr 1765 zurück. Hofmaurermeister Carl Partik baute es im Auftrag der Unternehmerin Marie Baumgart Anfang des 20. Jahrhunderts in der bis heute erhaltenen Form um. Die Stadt Potsdam erwarb das Haus 1932 durch Zwangsversteigerung. Bis 1945 war es Sitz der Gauführung der Hitlerjugend. Nachkriegsnutzer war das Deutsche Rote Kreuz der DDR. Günter Schenke

Günter Schenke

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