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Landeshauptstadt: Vor der eigenen Tür gekehrt

Beim „Frühjahrsputz“ am Stern mit dabei: Hans-Jürgen Scharfenberg

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Am Stern - „Ihr seid doch bestimmt alle Schreibtischtäter“, bemerkt Andreas Frank, als fünf Angestellte der Gewoba-Wohnungsverwaltung am Samstag um neun Uhr früh vor der Tür des „Sternzeichens“ stehen. „Stimmt, aber wir haben alle Kleingärten und kennen uns aus“, kontert eine der Gewoba-Mitarbeiterinnen mit einem Lächeln. „Das ist meine FDJ-Jungendbrigade“, sagt der Sternzeichen-Leiter Frank mit Verweis auf die blauen Hemden der Bürokräfte und drückt ihnen Gartenhandschuhe, Besen, Spaten und Müllsäcke in die Hände.

Etwa 60 Anwohner trafen sich am Samstagmorgen zum „Frühjahrsputz“ vor dem Bürgerhaus am Stern. Mit gesponserten Stiefmütterchen bepflanzten sie die Blumentöpfe vor dem „Sternzeichen“, strichen Bänke mit frischer Farbe und, so Andreas Frank, „befreiten das Areal von Unrat“.

„Ich finde es gut, wenn die Bürger sich daran beteiligen, Ordnung und Sauberkeit im Wohngebiet herzustellen“, begründete Frank, der auch Sprecher der „Bürgerinitiative am Stern“ ist, sein Engagement. Bereits seit mehreren Jahren folgen die Anwohner im Frühling den Aufrufen der Bürgerinitiative zum Reinemachen. Dies sei auch eine Gelegenheit, so Frank, für Nachbarn aus unterschiedlichsten sozialen Verhältnissen, zueinander zu finden – etwa am Mittag beim gemeinsamen Grillen nach vollbrachter Arbeit.

Während Frank noch die nötigen Hilfsmittel verteilt, kehrt Hans-Jürgen Scharfenberg bereits auf einem kleinen Rondell vor dem „Sternzeichen“ Laub und Müll mit einem Rechen zusammen. „Zu DDR-Zeiten war dies eine Selbstverständlichkeit“, erinnert sich der Stadtverordneten-Fraktionschef der Linkspartei.PDS. Er freue sich aber, dass „auch heute noch Leute bereit sind, einen Beitrag zur öffentlichen Ordnung zu leisten“. Schließlich handele es sich dabei um eine „Grundform, sich für die Gemeinschaft einzusetzen“. Zu seiner eigenen Motivation bemerkt Scharfenberg, der schon seit Gründung des „Sternzeichens“, in dem auch sein Wahlkreisbüro beheimatet ist, vor der eigenen Tür kehrt: „Ich kann gar nicht anders, wenn Frühjahrsputz ist, muss ich dabei sein.“

Erstmals beteiligten sich am Samstag auch Kinder und Eltern des „Kindertreffs am Stern“ an der Frühjahrsaktion. Fünf Erwachsene und sechs Kinder im Alter zwischen acht und 13 Jahren sammelten auf dem Johannes-Kepler-Platz vor dem Kindertreffpunkt Müll auf, bepflanzten Beete und verleihen dem sandfarbenen Gebäude neuen Glanz. „Wir überstreichen die Graffiti, da sonst die Schmierereien dazu animieren, noch mehr zu sprayen“, erklärte Kindertreff-Koordinator Tobias Klein, der den Kindern mit dem „Frühjahrsputz“ auch „ein Stück Alltagskultur“ vermitteln will. „Früher hieß so was Subbotnik“ wirft eine der Mütter mit einem Lachen ein. „Das habe ich als Westberliner nie kennen gelernt“, antwortet Klein, „doch ‚Kehrwochen'' gab es auch im Westen und übrigens finde ich es gut, wenn eine solche Tradition in anderer Form genutzt wird.“ FvH

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