Landeshauptstadt: Vor der Schule zu den Elefanten
Circus Voyage: Zehn Tage ist ein Parkplatz das Heim von Künstlern und Tieren
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Der Parkplatz lebt. Zumindest der am Hauptbahnhof an der Babelsberger Straße. Denn dorthin sind vor zwei Tagen 41 Artisten, Clowns und Zauberer des „Circus Voyage“ gezogen. Mit dabei: Sechs afrikanische Elefantenkühe, zwei Giraffen und sieben Tiger. Insgesamt 80 Tiere hat der Berliner Traditionszirkus laut Pressesprecherin Bettina Richter. Die Tauben vom Zauberer müssen wegen der allgemeinen Vogelgrippe-Stallpflicht im derzeitigen Stammquartier bei Salzwedel bleiben, so Richter.
Dafür hat der Zirkus zum ersten Mal Rentiere mit nach Potsdam gebracht. Die sechs Tiere haben die Zirkusleute extra von einem anderen Unternehmen für die Nikolaus-Show gemietet, die sie ab heute bis zum 17. Dezember zeigen. Neu ist auch, dass sie das rot-weiße Zelt in diesem Jahr nicht wie sonst am Volkspark aufgebaut haben. Dort hätten die Besucher jedoch „genörgelt“, der Zirkus sei zu weit draußen. Zwar seien zu den Veranstaltungen jeweils rund 1000 Zuschauer erschienen, aber diese haben die Zirkuskünstler teilweise selbst nach Hause gefahren, weil so spät keine Busse und Bahnen mehr vom Volkspark fuhren, erzählt sie. Am neuen Standort werde das nicht nötig sein. Siebenmal mussten die acht Zirkustransporter zwischen dem letzten Auftrittsort Bielefeld und Potsdam pendeln, bis alle Tiere, Show-Motorräder und Artistik-Utensilien in der Landeshauptstadt waren. Nun stehen dort nicht nur die 23 Wohnwagen der Mitarbeiter und der Direktorenfamilie Spindler, sondern auch die beheizten Ställe und Freigehege für die Tiere. „Circus Voyage“ halte seine Tiere vorbildlich, meint Richter. Davon könnten sich die Potsdamer selbst überzeugen. Zudem kontrollierten die Amtstierärzte die Zirkus-Unternehmen an jedem Standort – und zwar unangekündigt. Für das tierische Wohl sorgt auch ein eigener Futtermeister: Allein jeder Tiger fresse täglich rund sechs Kilogramm Fleisch, vor allem Rind und Geflügel, das eine Dalgower Großfleischerei liefert. Und die Elefanten – sie sind Vegetarier – vertilgen jeden Tag bis zu 400 Kilogramm Obst und drei riesige Heuballen.
Um die Dickhäuter kümmert sich Zirkusdirektor Alois Spindler persönlich. Auch seine achtjährige Tochter Alicia und Sohn Nico treten bereits hin und wieder mit den Elefanten auf. Jeden Morgen führt der erste Gang den Zwölfjährigen zu den Rüsseldamen, so Richter. Erst danach geht“s zum Unterricht. Im vergangenen Jahr lernten die beiden Kinder während des Potsdamaufenthalts noch an einer Schule in der Stadt. Doch wegen des unsteten Zirkuslebens und die damit verbundenen Schulwechsel haben Spindlers nun einen Lehrer angestellt, der mitreist. Jetzt lernen die beiden im eigenen Schulwagen. Und Hausaufgaben macht Nico schon mal in einem Tiergehege – Rücken an Rücken mit der Giraffe. J. Wedemeyer
Die Vorstellungen beginnen täglich bis auf Sonntag um 16 Uhr, Freitag bis Samstag auch um 19.30 Uhr und Sonntag um 14 Uhr. Der 11., 12. und 13. Dezember sind spielfrei. Der Eintritt kostet zwischen 10 und 27 Euro.
J. Wedemeyer
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