Rekonstruktion des Stadtbildes: Vor erneutem Votum zur Alten Post
Auf dem Filetgrundstück an der Friedrich-Ebert-Straße will die Pro Potsdam eine Sparkassen-Filiale errichten. Die SPD will eine möglichst originalgetreue Fassade.
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Innenstadt - Das Tauziehen um eine Rekonstruktion der Alten Post am Platz der Einheit geht in eine neue Runde. Am morgigen Mittwoch wird sich erneut der Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung mit dem Grundstück an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Yorckstraße beschäftigen, auf dem bis 1945 die Alte Post und bis 2009 das „Haus des Reisens“ stand.
Inhaber des knapp 570 Quadratmeter großen Filetgrundstücks ist die Pro Potsdam GmbH, die das „Haus des Reisens“ abreißen ließ, um an der Stelle die Filiale „eines Geldinstituts“ zu errichten, wie Pro-Potsdam-Geschäftsführer Bert Nicke bereits vor Journalisten verriet. Nach PNN-Informationen soll es sich dabei um die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) handeln. MBS-Sprecher Robert Heiduck erklärte dazu am Montag: „Ja, wir suchen einen Standort für eine moderne Geschäftsstelle in Potsdam.“ Ferner wird in der Stadt kolportiert, auch die MBS-Geschäftsführung würde Büroräume in dem Eckgrundstück beziehen wollen. Dazu sagte MBS-Sprecher Heiduck: „Ein Standortwechsel der Geschäftsleitung ist derzeit nicht geplant.“ Die Alte Post war zwischen 1909 und 1945 Sitz einer Filiale der Deutschen Bank.
Um die Architektur des Gebäudes an der stadtbildprägenden Ecke wird seit Jahren gerungen. Die Bürgerinitiative Mitteschön fordert eine Rekonstruktion der Alten Post des Architekten Georg Christian Unger (1743-1799). Dazu erklärte der in Potsdam lebende Schauspieler Jörg Hartmann („Weissensee“) im jüngsten Bauausschuss: Unger habe den vielen italienischen Prachtfassaden in Potsdam eine Eigenkonstruktion mit unverwechselbarem Stil hinzugefügt. Die Fassade der Alten Post sei „allererste europäische Sahne, aber auch potsdamerisch“, so Hartmann.
Bislang sahen die Potsdamer Stadtverordneten die Situation ähnlich, deshalb gilt ihr Beschluss, wonach die Pro Potsdam GmbH für das Areal einen Investor suchen soll, der die Alte-Post-Fassade wieder aufbaut. Allerdings will die Stadtholding einen Änderungsbeschluss, da sie nach eigener Auskunft keinen seriösen Käufer findet. Sie schlägt nun selber eine Fassade des Potsdamer Architekten Bernd Redlich vor, der der Bürgerinitiative Mitteschön nahesteht und der seinen eigenen, sich an Unger orientierenden Fassadenentwurf als „zweitbeste Lösung“ empfinden – nach einer Rekonstruktion des Originals. Pro-Potsdam-Manager Nicke erklärte jedoch, die Originalfassade sei wirtschaftlich nicht realisierbar, da sich hinter drei Etagen zu wenig Nutzfläche schaffen lasse. Dem widersprechen der Kaufinteressent Daniel Panzer – sein Kaufangebot wird von der Pro Potsdam GmbH als nicht belastbar eingestuft – und sein Architekt York Stuhlemmer. Beide zeigten im jüngsten Bauausschuss einen Entwurf, der vier Etagen hinter der dreietagigen Unger-Fassade aufweist. Ferner begründet Panzer seine These der Wirtschaftlichkeit trotz Originalfassade mit einer intensiveren, baulichen Ausnutzung des Grundstücksinnenbereiches im Vergleich zum Pro-Potsdam-Entwurf. Wie der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) gegenüber den PNN bestätigte, plant die Pro Potsdam GmbH eine Durchfahrt in der Yorckstraße, offenbar sind im Hof Autostellplätze geplant.
Peter Heuer (SPD) erklärte am Montag im Vorfeld des morgigen Hauptausschusses, die SPD-Fraktion wolle weiterhin eine „möglichst originalgetreue Fassade“. Es sei möglich, sich für die herausragende Ecke ein bis zwei Jahre Zeit zu nehmen, bis sich ein Investor für die Alte Post findet.
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