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Landeshauptstadt: Vorbild ist der Bahnhof Zoo

Creso-Gesellschaft startet morgen Sozialprojekt / Neuer Konkurrenzträger für soziale Hilfen in Potsdam

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Es geht um jene Menschen, die keiner haben will. Die sich schon morgens ein Bier kaufen und in der Öffentlichkeit trinken, in Potsdam etwa vor dem Hauptbahnhof. Ihnen soll künftig geholfen werden. Ab Mittwoch startet in Potsdam ein zunächst auf zwei Jahre angelegtes Modellprojekt unter Betreuung der neu gegründeten Creative Sozialarbeit (Creso) gGmbH, mit solchen Menschen in Kontakt zu treten und Ausstiegswilligen die Chance zu geben, aus ihrem Milieu auszubrechen. Die Pläne dafür erläuterte den PNN jetzt Jochen Becker, Chef der Creso, einer Tochter des bundesweit aktiven Unternehmensverbunds der Gesellschaften für berufliche Bildung (GBB) und für berufliche Aus- und Weiterbildung (GBA).

Das Konzept von Becker klingt einfach: „Wir wollen – auch durch unsere Partner – Hilfen aus einer Hand bieten.“ Im Fokus stehen dabei Erwachsene, die ohne Job sind und sich aus drohender Wohnungslosigkeit, Sucht oder anderen sozialen Beeinträchtigungen nicht selbst befreien können. Durch Kontaktaufnahme über zwei Sozialarbeiter, das Angebot einer Notversorgung und das gleichzeitige Heranführen an weiterführende Hilfemaßnahmen sollen die Lebensverhältnisse dieser Menschen stabilisiert werden. „Als Vorbild dient dabei die Sozialarbeit rund um den Bahnhof Zoo in Berlin“, sagt Becker. Dort würden sozial benachteiligte Gruppen von mehreren Teams betreut und versucht, zur Selbsthilfe zu bewegen.

Ist dieser Schritt erst getan, soll das gesamte Netzwerk der Creso-Mutterfirmen zum Einsatz kommen. Mit Trainingsmaßnahmen, Ein-Euro-Jobs und anderen Projekten sollen die betroffenen Personen wieder fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht werden – alle Hilfen kämen so tatsächlich nur von einer Gesellschaft. „Diese Verknüpfung von beruflichen Eingliederungsangeboten und Wohnungslosenhilfe fehlt bei anderen Sozialprojekten“, sagt Becker. Bei Creso und ihren Partnern sei dagegen eine „fürsorgliche Belagerung“ fast rund um die Uhr möglich – und dennoch ohne Gängelei.

Zugleich zu dem neuen Sozialprojekt – für das die Creso von der Stadt 50 000 Euro im Jahr erhält und in dem künftig die zwei Sozialarbeiter Manfred Bittner und Uschi Niederleithner tätig sein sollen – baut die Creso noch einen neuen Sozialdienst für Wohn- und Integrationshilfen auf. Dabei will die Creso Hilfen im Umgang mit Vermietern und Behörden geben, um Obdachlosigkeit zu vermeiden. Auch hier obliegt die Finanzierung ab kommendem Jahr dem städtischen Sozialamt, je nach Einzelfall. „Bei diesem Projekt treten wir in Konkurrenz zu anderen in Potsdam tätigen Sozialträgern wie der Awo oder der Diakonie“, sagte Becker.

Der Creso-Chef ist in Potsdam kein Unbekannter. Becker war bis Sommer Prokurist bei der Treberhilfe Brandenburg gGmbh, die Anfang des Jahres fast den Auftrag zum Betrieb eines neuen Potsdamer Tierheims mit angekoppeltem Sozialprojekt erhalten hatte. Wegen der „Maserati“-Affäre um die Berliner Treberhilfe hatte die Stadt aber alle Verhandlungen abgebrochen. Nun bewirbt sich die GBA – im Unternehmensverbund mit Beckers Creso – um das Tierheim-Projekt. Zu seiner Vergangenheit sagte Becker: „Bei der Treberhilfe habe ich jahrelang viel über Sozialarbeit an der Basis gelernt, mit dieser Qualifikation bin ich nun bei einem anderen Träger eingestiegen.“ Zur Finanz-Affäre bei der Treberhilfe, die von der Staatsanwaltschaft untersucht wird, will er aber nichts weiter sagen: „In dieser Sache werden die Gerichte entscheiden.“HK

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