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Von Günter Schenke: Vorbild Solar-Hochhaus

Erfahrungsaustausch über Plattenbau-Sanierung

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Brandenburger Vorstadt – Auf die sanierten Potsdamer Plattenbauten schauen Besucher aus Ungarn mit Neid. So die Äußerung von Gästen aus Budapest, die auf Einladung des brandenburgischen Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung gestern das Hochhaus Breite Straße 23 besichtigten. 85 Prozent der Plattenbauten in Potsdam seien saniert, erklärt Matthias Pludra, Vorstand der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG 1956). Vom Dach des Gebäudes konnten sich die Gäste ein optisches Bild davon machen.

„Die meisten Plattenbauten aus den sechziger und siebziger Jahren sind in Budapest in einem schrecklichen Zustand“, berichtet ein Teilnehmer der aus Fachleuten des ungarischen Ministeriums für nationale Entwicklung und Wirtschaft bestehenden Delegation. Nur fünfzehn Prozent seien saniert und wärmetechnisch auf neuestem Stand.

Pludra erklärt die Besonderheit des Hauses Breite Straße 23 mit seinen 93 Wohnungen. Es sei das einzige Wohngebäude in Potsdam, das mit Solar-Luft-Kollektoren funktioniere. An der Westfassade sind die vor acht Jahren montierten Kollektoren weithin sichtbar. Durch lange Schlitze strömt die kalte Luft hinter die Solarzellen und gelangt erwärmt über dem 15. Stockwerk in eine nur stark gebückt zu betretende Wärmetauscher-Anlage, die neben der „Solarluft“ noch die Abluft aus den Wohnungen aufnimmt. Von hier aus gelangt die am Ende warme und gereinigte Luft in die Bäder der Wohnungen. Ohne Fernwärme funktioniert das Haus nicht, doch seien laut Pludra seit der Sanierung vor zehn Jahren 48 Prozent der Heizenergie gespart worden, nicht zuletzt durch die Wärmedämmung.

Der Besuch der Ungarn geht auf eine Vereinbarung zurück, die Ministerpräsident Mattias Platzeck Anfang März dieses Jahren in der Berliner Landesvertretung geschlossen hatte. Es geht um die Sanierung von Plattenbauten und einen Beitrag zum Klimaschutz. Neben der PWG 1956 waren Wieland Sommer von der Brandenburgischen Ingenieurkammer und Norbert Seidel von der Zauft Ingenieurgesellschaft fachlich vertreten. Außer technischen Fragen zeigten sich die Ungarn an den Finanzierungsmöglichkeiten interessiert. Wie es hieß, sei die Plattensanierung in Budapest wegen der Eigentumsverhältnisse schwierig. Während in Potsdam 35 000 Wohnungen von kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen bewirtschaftet werden, gebe es in Budapest ausschließlich private Eigentumswohnungen. Dadurch sei die Plattenbausanierung mit unvergleichlich schwierigeren organisatorischen Problemen verbunden.

Günter Schenke

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