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Landeshauptstadt: Vorerst kein Hausdienst des Sozialwerks

Blinden- und Sehschwachenverein vergeblich auf der Suche nach einem Pflegedienstleiter

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Das Sozialwerk Potsdam kann vorerst nicht wie beabsichtigt einen Hauskranken- und Hauswirtschaftspflegedienst für Blinde und Sehschwache aufbauen. Das musste der wiedergewählte Vorsitzende, der frühere Chefarzt der Augenklinik Dirk-Peter Schulze, am Sonnabend auf der Jahresversammlung im „Stadtwächer“ den 85 erschienenen Mitgliedern des 300-köpfigen Vereins mitteilen.

Das Sozialwerk hatte solch einen speziell auf die Bedürfnisse von Augenleidenden ausgerichteten Dienst bereits in den 1990er Jahren über ein Unternehmen vermittelt, war aber mit dessen Leistungen nicht zufrieden gewesen. Der Versuch, die Pflege nun in eigener Regie anzubieten, ist laut Schulze bisher am Fehlen eines qualifizierten Pflegeleiters gescheitert. Es sei nicht gelungen, in diesem überaus stark nachgefragten Beruf einen geeigneten Ersatz für einen abgesprungenen Kandidaten zu gewinnen. Dem Verein bleibe nichts anderes übrig, als die bereits eingeleiteten Bemühungen rückgängig zu machen, wozu die Einstellung von Pflegepersonal und die Anmietung von Räumen zählen.

Ein Herzstück der Vereinstätigkeit ist die am Alten Markt 10 untergebrachte Beratungs- und Informationsstelle für Blinde und Sehbehinderte, die von der selbst erblindeten Stephanie Seidel geleitet wird. Hier können die Betroffenen erfragen, welche sozialen Leistungen ihnen zustehen und sich bei der Antragstellung helfen lassen. Die Beratung erstreckt sich auf Ausbildung und Beruf, die Überwindung von Ängsten und Einsamkeit, so bei neu Erblindeten, auf Eltern mit blinden Kindern, zu vergrößernden Sehhilfen und anderen Hilfsmitteln. Die Beratungsstelle hilft bei der Wiedererlangung eines hohen Maßes an Selbstständigkeit, so selbst zu kochen und Haushaltsgeräte zu bedienen. Sie vermittelt Orientierungs- und Mobilitätslehrer und Kurse zum Erlernen der Blindenschrift.

Daneben wirkt die Beratungsstelle mit der Stadtverwaltung zusammen, um Potsdam blindenfreundlicher zu gestalten. Dies betrifft beispielsweise öffentliche Gebäude und den Stadtverkehr. So ist am Hauptbahnhof im Herbst die erste „sprechende“ Haltestelle für diesen Personenkreis eingerichtet worden.

Zu den Angeboten des Sozialwerks zählen Schwimmen, Kegeln, Spielenachmittage, eine ganze Reihe von Ausflügen und Spaziergängen sowie gesellige Treffs. Besonders beliebt geworden ist der monatliche Gesprächskreis, in dem sich Blinde und Sehschwache über alle sie betreffenden Probleme austauschen. Dafür hatte das Babelsberger Blindenhilfswerk einen Raum zur Verfügung gestellt, braucht ihn aber jetzt selbst. Der in seinem Amt bestätigte Vereingeschäftsführer Reinhard König wandte sich deshalb an die Potsdamer Öffentlichkeit, bei der Suche nach einem neuen Ort für den Gesprächskreis behilflich zu sein. E. Hoh

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