Links und rechts der Langen Brücke: Vorfahrt für Fahrräder
Guido Berg denkt, dass der Klimaschutz künftig eine größere Rolle in der Potsdamer Lokalpolitik spielen wird
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Ein neuer Faktor betritt die politische Bühne Potsdams. Es ist der Faktor Klimaschutz. Die Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung in der Stadt wird künftig größer sein, als viele bislang annehmen. Bis dato heißen die maßgeblichen Kriterien in der Willensbildung Preis, Funktionalität und Mehrheitsfähigkeit. Künftig werden sich politische und ökonomische Entscheidungen auch danach richten müssen, welchen Einfluss sie auf die Klimaentwicklung haben. Noch in diesem Jahr soll nach Auskunft des Potsdamer Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) ein Klimaschutzbeirat seine Arbeit aufnehmen. Mit dabei ist auch ein Vertreter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und es ist anzunehmen, dass dieser Klimafolgenforscher etwaige Alibi-Argumente und Problemverdrängungs-Rhetoriken als solche geißeln und entlarven wird. Folgerichtig werden aus dem neuen Beirat kommende Vorschläge die Runde machen, die in ihrer Konkretheit schmerzlich für Personen und Institutionen dieser Stadt sein dürften. Zunächst wird der PIK-Mann klarstellen, dass die von der Stadt anvisierte 20-prozentige Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Als Beleg dafür hier ein Interview-Zitat des PIK- Chefs Hans Joachim Schellnhuber aus der Netzzeitung: „Allerdings greifen die EU-Pläne, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um 20 Prozent zu reduzieren, aus wissenschaftlicher Sicht zu kurz: Notwendig wären mindestens 30 Prozent gewesen, um die langfristigen Klimaschutzziele – das heißt die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten – nicht zu gefährden.“ Somit ist es naheliegend, dass sich die Stadtverwaltung nicht mehr allzu lange auf der 1994 getroffenen Entscheidung ausruhen kann, ein erdgasbetriebenes Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung zu bauen. Das war seinerzeit im Sinne des Klimaschutzes natürlich eine gute und auch mutige Entscheidung – schließlich kam von der Landesregierung Gegenwind, weil sie lieber die brandenburgische Braunkohle verfeuert sehen wollte. Doch dieser gute Entscheidung wurde vor 14 Jahren getroffen. Heute müssen neue Ideen her. Hier nur ein Beispiel: Noch immer spielt das Fahrrad im Straßenverkehr nach dem Auto die zweite Geige. Warum nicht Vorfahrt für Fahrräder? Freilich auf den Straßen, nicht in den Welterbe-Parks.
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