Ausgesprochen KAPUSTE: Vorfreude auf 1813
Das Jubiläumsjahr Friedrichs des Großen nähert sich dem Ende. Was ich schon immer ahnte, hat sich durch die vielen Veranstaltungen und Veröffentlichungen bestätigt: So toll, wie unsere Vorfahren glaubten, war er nicht, der Friedrich.
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Das Jubiläumsjahr Friedrichs des Großen nähert sich dem Ende. Was ich schon immer ahnte, hat sich durch die vielen Veranstaltungen und Veröffentlichungen bestätigt: So toll, wie unsere Vorfahren glaubten, war er nicht, der Friedrich. Es war ziemlich mittelmäßig, was er so schrieb, philosophierte, baute, komponierte, musizierte und dichtete, wie er mit den Menschen umging und wie er seine Staatsgeschäfte und seine Kriege führte. Die Schlacht bei Hochkirch hat er regelrecht verpennt. Dass er im besten Mannesalter den Alten Fritz mimte, war doch nur, um Otto Gebühr ähnlich zu sehen. Allerdings, was viele Historiker bewegt, ist mir leider immer noch unklar: Hat er nun oder hat er nicht, und wenn ja, mit wem?
Friedrich II. kommt nicht dadurch besser weg, dass die Monarchen seiner Zeit, abgesehen von Maria Theresia und Katharina der Großen, ziemliche Nullen oder gar Verrückte, Säufer, Faulenzer und Schürzenjäger waren. Der ungebremste Drang von uns Deutschen, die Geschichte unseres Landes ganz furchtbar zu finden, hat uns dankenswerterweise zu diesen Erkenntnissen geführt. Andere Nationen sollten sich ein Beispiel an uns nehmen und ihren Ludwig XIV., ihre Elisabeth I., ihren Atatürk ebenfalls vom Sockel stürzen.
Vor diesem Hintergrund freue ich mich auf das Jahr 2013, wenn es um das 200-jährige Jubiläum der Befreiungskriege gegen Napoleon geht. Wenn aufgezeigt wird, dass es nach Napoleons Desaster in Russland ausgesprochen unfair war, gegen ihn aufzubegehren, und dass, anstatt gegen ihn Krieg zu führen, Sitzblockaden angebrachter gewesen wären. Wir werden hören, dass die preußischen Generäle engstirnige Militaristen waren und dass Marschall Blücher beim Schreiben ohne Orthografie auskam. Der angeblich so preußischen Königin Luise wird man zwar für ihre vielen Kinder eine Menge bayrisches Betreuungsgeld zubilligen, aber belehrend darauf hinweisen, dass sie sich französisch Louise (!) nannte. Und es wird sich herausstellen, dass der Stein, der Scharnhorst, der Hardenberg, der Arndt und der Fichte, der Wilhelm von Humboldt und all die anderen Größen der preußischen Reform gar keine echten Demokraten waren, sondern Herrschaften, die nie selbst den Müll rausgetragen haben und ihre Frauen nicht studieren ließen. Und man wird Heinrich von Kleist die Maske des an der Welt leidenden Dichters vom Gesicht reißen, einem preußischen Junker, der in seiner „Germania an ihre Kinder“ dazu aufrief, den Rhein mit den Leichen der Franzosen zu dämmen. Was ökologisch äußerst bedenklich gewesen wäre.
Unser Autor ist ehemaliger Stadtverordneter der CDU und war Vorsitzender des Ausschusses für Kultur. Er lebt in Eiche.
Eberhard Kapuste
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