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Schnelle Flügelspielerin. Potsdams Neuzugang Sara Doorsoun-Khajeh ist auf der rechten und der linken Außenbahn zu Hause und empfängt mit Turbine am morgigen Mittwoch ihren Ex-Verein SC 07 Bad Neuenahr.

© Manfred Thomas

Sport: Vorfreude auf die alte WG

Potsdams Allrounderin Sara Doorsoun-Khajeh empfängt mit Turbine jetzt ihren Ex-Klub Bad Neuenahr

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Sara Doorsoun-Khajeh freut sich schon auf Leonie Maier. In der vergangenen Saison bildete die neue Flügelspielerin Turbine Potsdams mit Maier und den Schwestern Nadine und Nicole Rolser in Bad Neuenahr noch eine Wohngemeinschaft. Am morgigen Mittwoch nun empfängt Doorsoun-Khajeh mit Turbine um 16 Uhr den SC 07 Bad Neuenahr, von dem sie im Sommer an die Havel wechselte. „Mit meiner alten WG bin ich immer noch im Kontakt, und sie hat mir schon das Ende unserer Freundschaft angedroht, falls ich ausgerechnet gegen Bad Neuenahr treffe“, flachst die Neu-Potsdamerin. „Sollte ich wieder auf der rechten Seite spielen, könnte ich am Mittwoch direkt auf Leonie treffen. Wir kennen uns beide sehr gut, denn wir haben uns schon früher im Training richtige Duelle geliefert“, so Doorsoun-Khajeh, die für Borussia Dortmund schwärmt und Marco Reus mit seiner Spielweise ihr Vorbild nennt. „Erst recht, seit er für Dortmund spielt“, gesteht sie.

„Ich spiele, seit ich drei bin. Mein Bruder Kamran hat mich damals mitgenommen, wenn er mit Freunden bei uns in der Siedlung Fußball spielte“, erinnert sich die in Köln geborene Tochter einer Multi-Kulti-Familie. Ihre türkische Mutter Berrin war vier, als sie nach Deutschland kam, ihr iranischer Vater Reza Parviz begann mit 24 in Deutschland zu studieren. Schwester Arzu (jetzt 29) trägt einen türkischen, Bruder Kamran (26) einen persischen Vornamen, sie selbst einen hebräischen. „Ich selbst hatte erst zwei türkische Namen, ehe Arzu sagte: Meine kleine Schwester soll Sara heißen“, erzählt Potsdams neue Spielerin, die als Allrounderin gilt. Kamran schickte Sara zunächst ins Tor. „Dort hat es mir aber keinen Spaß gemacht, und deshalb bin ich bald aufs Spielfeld gewechselt“, erzählt sie. Als Achtjährige begann Doorsoun-Khajeh beim SV 19 Wesseling in einer Jungenmannschaft mit dem Kicken, drei Jahre später bei der SpVgg Köttingen in einem Mädchenteam, dann führte ihr Weg zum SC Fortuna Köln. Erste Bundesliga-Luft schnupperte sie bei der SG Wattenscheid 09, mit der sie 2009 das DFB-Pokal-Halbfinale erreichte, ehe sie ab 2010 für zwei Jahre das Trikot des SC Bad Neuenahr überstreifte. Nun unterschrieb sie bis 2014 bei Turbine, „wobei wir uns nach dem ersten Jahr zusammensetzen und analysieren wollen, wie ich mich bis dahin entwickelt habe“, erläutert Doorsoun-Khajeh.

Ihren Wechsel nach Potsdam hat Sara Doorsoun-Khajeh noch nicht bereut. „Ich bin hier gut aufgenommen worden und fühle mich schon richtig wohl in Potsdam“, erklärt die Abiturientin, die hofft, in Kürze ein Praktikum bei der Potsdamer Polizei beginnen zu können. In der Anfangszeit hatte sie wie schon viele Neulinge vor ihr mit den hohen Trainingsanforderungen im Luftschiffhafen zu tun. „Die ersten acht Wochen mit dreimal Training am Tag waren schon hart“, erinnert sie sich. „Ich hatte Knieschmerzen durch muskuläre Disbalancen, habe mich dann aber immer besser reingefunden.“ In Potsdam gebe es ganz andere Trainingsmöglichkeiten als in Bad Neuenahr, „und auch die Ansprüche hier sind ganz andere“, so Doorsoun-Khajeh. „Hier in Potsdam spielt man ganz klar um die Meisterschaft, während wir in Bad Neuenahr vor allem möglichst schnell nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben wollten.“ Derzeit genieße sie nach ihrem Abitur im Frühjahr mit den vielen Klausuren ihre Zeit ohne diese Art Stress. „Ich hatte“, sagt sie, „noch nie so viel Zeit wie jetzt, um mich ganz auf meinen Sport zu konzentrieren.“ In der Anfangszeit half ihr ihre Mutter eine Woche lang, in der neuen Umgebung Potsdam klarzukommen, ihre Schwester, die schon Europameisterin im Taekwondo war, drückte ihr später bei Turbines Auswärtsspielen in Sindelfingen und Duisburg auf den Rängen die Daumen.

Bislang hat die U 23-Auswahlspielerin, die am liebsten nur Sara Doorsoun gerufen werden will und die in der Vergangenheit auch die U 15-, U17- und U19-Nationalmannschaften des DFB durchlief, alle Spiele Turbines von der ersten bis zur letzten Minute bestritten. Wobei Chefcoach Bernd Schröder sie mal auf der Sechs, mal auf der rechten, mal auf der linken Seite einsetzte. Im Heimspiel gegen Frankfurt verurteilte sie auf der Sechs vor der Abwehr die torgefährliche Dzsenifer Marozsan zur Wirkungslosigkeit und erntete danach lobende Worte ihres Trainers: „Das hat Sara prima gemacht.“ Zuletzt am Sonntag im Pokalspiel zu Hause gegen Essen hatte sie rechts einige schwächere Momente; beispielsweise als sie Linda Dallmanns Führungstor zuließ. Später wechselte sie auf die linke Seite und schaltete dort Oliveira Leite aus. „Sara hat heute nicht das gebracht, was sie bringen wollte“, meinte Schröder daraufhin. „Das war heute nicht mein bestes Spiel“, erklärte später auch Doorsoun-Khajeh selbst, die gegen Essen auch eine große Torchance vergab, als sie sich in der 33. Minute mit einem tollen Solo bis in den Gäste-Strafraum tankte, dann aber links vorbeischoss. „Ich wollte den Ball mit links reinhauen, aber er ist mir dann vom Schlappen gerutscht“, so die Kickerin. „Nun hoffe ich, am Mittwoch wieder voll da zu sein.“ Schließlich geht es gegen ihren Ex-Verein. „Wir werden natürlich vor allem auf Celina zu achten haben“, weiß sie. Die 24-jährige Celina Okoyino da Mbabi erzielte bislang schon 35 Tore in 70 Spielen der Nationalmannschaft. Das DFB-Team ist auch das Ziel Sara Doorsoun-Khajehs, die es ein bisschen bedauert, dass Bad Neuenahr am Mittwoch per Flieger zum Spiel kommt und wieder heimreist. So bleibt kaum Zeit für ein Pläuschchen mit ihrer alten WG um Leonie Maier.

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