Von Günter Schenke: Vorn barock, hinten schlicht
Gutenbergstraße 106-108: 28 neue Wohnungen und sieben Gewerbeeinheiten bis Mitte 2009
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Innenstadt – Hinter den einst schönsten Barockhäusern der Gutenbergstraße entstehen derzeit 16 Eigentumswohnungen und zwölf Stadthäuser nebst sieben Gewerbeeinheiten. Am Sonnabend war Richtfest der Häuserzeile 106-108. Wie Ringo Haritz, Geschäftsführer des Nürnberger Projektentwicklers ankündigte, werde das innerstädtische Ensemble Mitte nächsten Jahres fertig gestellt sein.
Von Baugerüsten verdeckt, ist noch die englisch-rote Fassade mit den Rosen-Ornamenten und dem Schriftzug „Flaschen-Schröder seit 1912“ erkennbar. Nicht vorhanden, aber wohl eingelagert, ist das Relief des „Rumpelmännchens“ mit dem Altstoff-Sack auf dem Rücken. „Das wird vollständig wieder hergestellt“, versichert Haritz. Früher befand sich hier eine Altstoff-Annahme. Obwohl außer der Fassade kaum noch etwas von der historischen Bausubstanz übrig ist, berichtet der Geschäftsführer von Auflagen der Denkmalpflege, zum Beispiel was die Gestaltung der Dachgauben und Fenster betrifft. Schwierig sei es gewesen, die dreistöckigen Neubauten in der zweiten und dritten Reihe in Verhandlungen mit der Stadterneuerung durchzusetzen. Es handelt sich um zusammenhängende Häuser mit vier Räumen und etwa 142 Quadratmeter Fläche. Vier von ihnen seien noch zu haben. Kaufpreis: 2 380 Euro pro Quadratmeter. Es handelt sich um schlichte Bauten mit weißer Fassade und großen Fensteröffnungen. Für Familien mit Kindern seien die Dreistöcker gedacht, sagt Haritz. Eine Tiefgarage mit 25 Plätzen ist fertig. Die Zufahrt ist von der Gutenbergstraße 108, deren Aufbau noch bevorsteht, geplant.
Außer großen Wohnungen gibt es im Vorderhaus kleine 28-Quadratmeter-Apartments. „Für Studenten“, sagt der Bauherr. Kaufpreis hier: 2 850 Euro pro Quadratmeter. Die „Mietergemeinschaft“, die beim Richtfest zahlreich vertreten war, besteht aus Familien mit Kindern, aber auch betuchten Pensionären. Eine von ihnen ist Dr. Barbara Kurz, ehemals Landärztin in der Nähe von Stuttgart. Potsdam lernte sie auf Radtouren mit ihrer Cousine vor zwei Jahren kennen und lieben. „Das viele Grün und das Wasser in der Umgebung, die Nähe zu Berlin und die Kultur“ seien für sie ausschlaggebend gewesen. Sie freue sich auf ihre 117 Quadratmeter große Wohnung mit Kamin im ersten Stock.
Beigeordnete Elke von Kuick-Frenz erinnerte beim Richtfest an die wechselvolle und teils unrühmliche Geschichte der Häuserzeile in den letzten zwanzig Jahren: Verfall, Hausbesetzungen, „Straßenschlachten“, Eigentümerwechsel und Insolvenzen. Erst im März 2007 kaufte der jetzige Projektentwickler das Grundstück. Baubeginn war am 4. April 2008.
„Wer hätte gedacht, dass alles mal so gut enden würde“, so die Baubeigeordnete. Für die Verwaltung bedeutet die Bebauung der 3 800 Quadratmeter großen Fläche das Ende eines Schandfleckes und eine Sorge weniger. Dafür war der Fachbereich Stadterneuerung offenbar bereit, einer relativ dichten Ausnutzung des Grundstücks zuzustimmen. Aber immerhin wird noch etwas Platz bleiben für Begrünung und einen Spielplatz.
Die Wiedererrichtung der Vorderhäuser besorgt der Potsdamer Architekt Thorsten Schmidt, die Neubauten dahinter Jürgen Seeberger aus Erlangen. Laut Haritz bereite der enorme Preisanstieg bei Baumaterialien erhebliche Probleme. So hätten die Preise für Holz ein großer Teil der Vorderhäuser besteht aus Fachwerk um 25 Prozent angezogen.
Die Nürnberger Projektgruppe will nach dem Abschluss der Arbeiten in der Gutenbergstraße in Potsdam weiter bauen. Ringo Haritz erwähnt als nächstes Projekt das Eckhaus Meistersingerstraße / Carl-von-Ossietzky-Straße. Dessen Außenhaut soll wieder so hergerichtet werden, dass sie gut in die historische Umgebung der Brandenburger Vorstadt passt.
Günter Schenke
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