Landeshauptstadt: Vorwurf: Falsche Zahlen
Kulturausschuss diskutierte über Museumsstandort
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Innenstadt - Von „schallender Ohrfeige“, „Unverschämtheit“ und „Frechheit“ war die Rede, als am Donnerstagabend im Kulturausschuss die Beschlussvorlage „Standort Potsdam-Museum“ diskutiert wurde. Mit ihr begründet die Verwaltung ihre Entscheidung für das Alte Rathaus am Alten Markt.
Als untragbar bezeichnete Saskia Hüneke (Bündnis90/Die Grünen) den Umgang der Verwaltung mit den Ausschussmitgliedern im anderthalbjährigen Diskussionsprozess um einen neuen Standort für das Potsdam Museum. „In dieser ganzen Zeit ist es nicht gelungen, uns ein einziges Papier mit objektiven Zahlen vorzulegen, um die Kosten für das Alte Rathaus und das Brockesche Haus zu vergleichen“, sagte Hüneke. Auch die aktuellen Zahlen aus dem Wirtschaftlichkeitsgutachten, mit dem die Verwaltung ihre Entscheidung begründet, seien nicht aussagekräftig. So werden keinen Angaben über Quadratmeterflächen für die Ausstellungsräume oder für die notwendigen Hängeflächen gemacht, so Hüneke.
Lorenz Bruckner, Besitzer der Immobilie Brockesches Haus in der Yorckstraße, behauptete, dass die aus dem Gutachten zitierten Zahlen falsch seien. So werden der Stadt Kosten für das Jahr 2009 durch das Brockesche Haus berechnet, die es gar nicht geben könne. „Denn wir wären mit den Arbeiten an dem Haus erst Ende 2009 fertig“, sagte Bruckner, der sämtliche Sanierungs- und Investitionskosten für den Umbau zum Museum tragen will. Im Gegenzug soll die Stadt das Haus für mindestens 20 Jahre mieten. Weiterer Kritikpunkt seien die angegebenen Nutzflächen. Für das Museum im Alten Rathaus werden 1545, im Brockeschen Haus 2150 Quadratmeter aufgeführt. „So ist es kein Wunder, dass die Kosten für das Brockesche Haus höher sind“, so Bruckner. Hätte ihn die Verwaltung nur einmal angesprochen, hätte sie gemerkt, dass er verhandlungsbereit sei was Nutzflächen und Mietpreis betrifft. „Dann wäre mein Angebot sogar günstiger als das Alte Rathaus.“
Die Zeit drängt. Denn noch in diesem Jahr muss eine Entscheidung fallen, wo das Potsdam Museum, das derzeit in viel zu engen Räumen in der Benkertstraße untergebracht ist, in Zukunft residieren soll. Der Kulturausschuss forderte daher, dass die Verwaltung bis zum 15. November, an dem eine Sondersitzung stattfinden soll, ein Papier mit verlässlichen Zahlen zu den Standorten Altes Rathaus und Brockesches Haus vorlegt. Dieses Papier soll Quadratmeterzahlen für die gebrauchten Ausstellungsräume und Hängeflächen sowie einen Entwurf eines möglichen Mietvertrages mit Lorenz Bruckner enthalten.
In der Dezembersitzung soll in der Stadtverordnetenversammlung dann die Entscheidung fallen. Wie Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer im Kulturausschuss sagte, wird es in den kommenden Tagen ein Gespräch zwischen dem Investor Bruckner, der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Verwaltung geben, bei dem die Zahlen im Gutachten korrigiert werden sollen. Der Ausschuss forderte, dass an diesem Gespräch auch ein Vertreter des städtischen Rechnungsprüfungsamts teilnehmen solle. Dirk Becker
Dirk Becker
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