Landeshauptstadt: Vorzugsbaum Linde
Stadtgrün verändert im Klimawandel sein Gesicht
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In 50 oder 100 Jahren wird das Stadtgrün ein ganz anderes Gesicht zeigen. Dann ist es in Potsdam durchschnittlich 2 Grad wärmer, es regnet deutlich weniger und wenn, dann oft als Starkregen mit Gewitter und Sturm. Baumarten wie Platane Kastanie oder Ahorn, von denen dadurch dicke Äste herunterbrechen, können dann nicht mehr an den Straßen stehen, dafür aber die Linde, die nur dünne Zweige abwirft.
Dieses Szenario vermittelten die Mathematikerin Petra Lasch, Potsdam, und Prof. Dr. Hartmut Balder, Berlin, den mehr als 100 Teilnehmern der 53. Dendrologischen Wintertagung in Schloss Glienicke. Die von Dr. Jörg Wacker geleitete Tagung wurde vom Brandenburgischen Kulturbund zu dem brisanten Thema „Gehölze und Klimawandel“ veranstaltet.
Wie für die Stadtbäume hat der Klimawandel auch für Wälder und Parks gravierende Folgen. 2003 mit seiner extremen, durch Dürre und Sommerstürme gekennzeichneten Witterung gab einen Vorgeschmack. Im Jahr darauf wurden bei 72 Prozent aller brandenburgischen Eichen, ohnehin das Sorgenkind der Forstwirtschaft, Schädigungen festgestellt, legte Dr. Katrin Möller, Eberswalde, dar. Für Schadinsekten, darunter auch neue, von Süden einfliegende Arten, sind die kranken Bäume ein gefundenes Fressen. Ein Eichensterben setzte ein.
So wenig Zweifel die zehn auf der Tagung mit Vorträgen vertretenen Dendrologen auch am Ernst der Lage ließen, eine „Versteppung“ unserer Heimat fürchten sie nicht. Vorausgesetzt, der Mensch reagiert rechtzeitig. Dazu zählen der Waldumbau in einen Mischwald, die rechtzeitige Erprobung und den Einsatz trockenresistenter Arten und ein wasserwirtschaftliches Konzept.
Für das Stadtgrün sei schon viel gewonnen, wenn auf Anzucht, Erziehung und Pflege der Bäume mehr Mühe verwendet würde, erklärte Prof. Balder. Er forderte für alle größeren Bauvorhaben eine „Baumordnungsprüfung“, um die richtigen Arten und Standorte für die Pflanzungen auszuwählen. Angesichts der Zunahme von Stürmen müsse dabei auch die „Anströmrichtung“ des Windes berücksichtigt werden.
Mit seinen Studenten arbeitet Balder mit den Parkgärtnern von Sanssouci zusammen, die in der richtigen Pflege älterer Bäume größere Erfahrungen und wichtige, heute fast vergessene Kenntnisse besitzen. E. Hoh
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