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Nicht allein. Potsdams ambulanter Hospizdienst hat in diesem Jahr 130 schwerkranke Menschen seelsorgerisch begleitet.

© Jens Schlueter/ddp

Von Nicola Klusemann: Wachen am Sterbebett

Seit gestern ist die Kooperation zwischen Klinikum und Hospizdienst besiegelt: „Mehr Verbindlichkeit“

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Die seelsorgerische Begleitung Schwerkranker im Klinikum „Ernst von Bergmann“ ist seit gestern vertraglich gesichert. Das Angebot bestehe schon länger, sagte Klinikumsleiter Steffen Grebner, der gestern mit Frank Hohn, Geschäftsführer der gemeinnützigen Diakoniegesellschaft Hermannswerder, den Kooperationsvertrag unterzeichnete. Damit gebe es jetzt „mehr Verbindlichkeit“, sagte Hohn.

Während zuvor das Pflegepersonal auf den Potsdamer Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst hinweisen konnte, sei es nun ausdrücklich dazu angehalten. Dennoch gingen allein in diesem Jahr von den insgesamt 130 Begleitungen des Hospizdienstes in Trägerschaft der Diakoniegesellschaft 40 von den onkologischen Abteilungen des Bergmann-Klinikums aus, sagte Heike Borchardt, Leiterin der ambulanten Sterbebegleitung. Die ehrenamtlichen Seelsorger kämen sowohl bei der häuslichen Pflege als auch beim Sterben im Krankenhaus zum Einsatz. „Unsere Arbeit ist ergänzend zu medizinischen Maßnahmen und Pflegedienst“, erklärte Borchardt. Der Hospizdienst helfe den Kranken und ihren Angehörigen. Die Dauer einer Begleitung bewege sich zwischen zwei, drei Besuchen bis zu einem Jahr. So übernähmen die ehrenamtlichen Begleiter Sitzwachen am Sterbebett und leisteten auch Trauerarbeit über den Tod hinaus. Im Krankenhaus sei bisher nach dem Sterben „eine seelsorgerische Lücke“, die man mit diesem Angebot schließen wolle. Trauer sei wichtig, sagte Heike Borchardt und verwies auf das gut angenommene Trauercafé ihres Hospiz-Dienstes. 60 Ehrenamtliche arbeiten derzeit in der ambulanten Sterbebegleitung der Diakoniegesellschaft. Im Januar 2009 startet ein neuer Vorbereitungskursus, in dem noch Plätze frei sind.

„Alles, was wir selbst nicht leisten können, geben wir gerne ab“, sagte der Klinikums-Chef. So habe sein Unternehmen erst vor wenigen Wochen ebenfalls mit der Hoffbauer-Stiftung, zu der auch die Diakoniegesellschaft gehört, eine Vereinbarung über die Trägerschaft der neuen Bergmann-Betriebskita abgeschlossen (PNN berichteten). Bei der Begleitung schwer kranker Menschen teile man sich jetzt die Aufgaben, so Grebner. Das Klinikum übernehme die medizinische und pflegerische Betreuung und der Hospizdienst die Seelsorge. Letzteres sei wichtiger Bestandteil für die Zertifizierung des Brustzentrums am Ernst von Bergmann-Klinikum, die man Anfang kommenden Jahres anstrebe. Das sogenannte Onko-Zert sei ein Leitfaden, der den Krebs-Patienten geprüfte Qualitätsmerkmale garantiere. Auf dem Gebiet der onkologischen Versorgung seien „West-Berlin und West-Brandenburg“ deutschlandweit federführend, sagte Grebner. Mit der Eröffnung einer Station für Palliativmedizin in der kommenden Woche werde das Klinikum seinen Service um einen weiteren wichtigen Baustein erweitern. Dies erfolge trotz einer Absage des Landes Brandenburg, eine solche Station für die lindernde Behandlung von schwerstkranken Menschen im Bergmann-Klinikum in den Krankenhausplan aufzunehmen und zu fördern.

Inzwischen könne mit Unterstützung der Landesregierung und auch der Krankenkasse voraussichtlich 2009 ein stationäres Hospiz mit acht Plätzen in Potsdam eröffnen. Das Konzept für das Sterbehaus sei bereits erarbeitet, erklärte Frank Hohn. Die Hoffbauer-Stiftung wird gemeinsam mit dem Evangelischen Diakonissenhaus Teltow das Hospiz betreiben. Über Jahre hatte sich die Stadt vergebens um ein eigenes Hospiz bemüht. Brandenburg sei ausreichend mit Betten versorgt, wurde als Argument angeführt. Das Potsdam am nächsten gelegene Hospiz ist in Lehnin. Nach einer Unterschriftenaktion, die am Hospiz-Tag im Juni startete, hatten Land und Kassen schließlich eingelenkt.

Nicola Klusemann

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