Landeshauptstadt: Wachsendes Büchlein, wachsende Waldflur
Seitdem die Pläne für den Straßenbau bekannt wurden, kommt Bewegung in den Wildpark
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Seitdem die Pläne für den Straßenbau bekannt wurden, kommt Bewegung in den Wildpark Wildpark - Der Wildpark liegt Adolf Kaschube sehr am Herzen. Der Heimatforscher und Autor hat eine Vision: Den Park in Teilen wieder erlebbar zu machen, wie zu Zeiten Friedrich-Wilhelm IV. Selten wurden dabei so große Schritte gemacht wie gegenwärtig: Seitdem Ende vorigen Jahres Pläne bekannt wurden, die Potsdamer Ortsumgehung quer durch den Wildpark zu führen, sorgen sich die Bürgerinitiative Forstraße – Kaschube ist Mitglied – und der neue Geltower Wildpark e.V. um die einst durch Lenné geplante Waldflur zwischen Sanssouci und Havel. Zwei Bronzehirsche, die einst am Kuhforter Tor standen und in den Depots der Schlösserstiftung lagern, sollen auf deren Initiative am Sanssouci-Tor wieder aufgestellt werden. Und auch von anderer Seite kommt Bewegung: Die Wildmeisterei als zentrales Gebäude der Anlage wird derzeit durch die Forst rekonstruiert. Und gestern gab Gertrud Schmack, Chefin des Bayrischen Hauses und Mitglied im Wildpark e.V., bekannt, dass auch das Südtor an der B1 wieder seine alte Schönheit zurückerlangen soll. Für etwa zwei Millionen Euro sollen ein Bistro mit Biergarten und oben ein kleiner Tagungsraum entstehen. Den Bauantrag hat Schmack gestellt. „Wenn diese bekannten Persiusbauten wieder aussehen wie früher, ist für den Wildpark schon viel erreicht“, freut sich Kaschube. Die Wiederherstellung des achtzackigen Wegesterns bleibt aber noch ein weites Ziel: Jeder Abzweig ist einer Baumart gewidmet, manche dieser Alleen sind noch heute erkennbar. Als Autor gab Kaschube vor einigen Jahren ein Büchlein über den Wildpark heraus. In zwei Auflagen waren 1000 Exemplare schnell verkauft. Kein Wunder, ist es doch bislang die einzige Veröffentlichung zur Bedeutung des Kleinods. Gestern übertrug er die Rechte am kleinen Geschichtswerk dem Wildpark e.V. – und erlangte dafür die Ehrenmitgliedschaft des Vereins. Durch den Verkauf weiterer Auflagen soll Geld gesammelt werden, um das 40-Seiten-Werk zu einer reich bebilderten Monographie anwachsen zu lassen. Darin sollen auch aktuellere Fakten ihren Widerhall finden, wie der Protest des kürzlich verstorbenen Werderaner Heimatforschers Balthasar D. Otto gegen den Bau der Bahntrasse, die in den 50er Jahren zur Umgehung Westberlins quer durch den Wildpark geführt wurde. Dass jetzt vielleicht auch noch eine Straße hinzu kommen soll, ist für die Leute um Kaschube unbegreiflich. Auch für Gertrud Schmack vom Bayrischen Haus: Als sie einen Tennisplatz und einen Pool für ihre Gäste bauen wollte, wurden die Vorhaben durch die Potsdamer Stadtverwaltung wegen des Denkmalwertes des Wildparkes abgelehnt. „Beim Bau einer Umgehungsstraße ist der Wildpark aber plötzlich kein Denkmal mehr“, wundert sie sich. Adolf Kaschube kann da nur den Kopf schütteln. Er würde sich vielmehr wünschen, dass mit seinem Büchlein auch der Wildpark wieder wächst.
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