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Sport: Wackeln verboten
Ronald Rauhe aus Potsdam und Jonas Ems aus Essen wollen bei den Kanu-Weltmeisterschaften in dieser Woche in Szeged beweisen, dass sie erfolgreicher paddeln können als bei den Europameisterschaften
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Die Fehler von Belgrad sind ausgewertet, jetzt in Szeged soll alles besser klappen. Ronald Rauhe vom KC Potsdam will bei den am morgigen Mittwoch beginnenden Weltmeisterschaften in Ungarn wieder in die Medaillenspur kommen, nachdem er bei den diesjährigen Europameisterschaften in Serbien ein rabenschwarzes Wochenende erwischte. Völlig ungewohnt wurde der 29-Jährige in Belgrad über 200 Meter im Einerkajak nur Neunter des B-Endlaufs und damit Gesamt-18., und mit seinem neuen Zweier-Partner Jonas Ems aus Essen Letzter des A-Finals. Das wollen Rauhe im K1 und beide Paddler im K2 nun in Szeged vergessen lassen.
„Die EM sind inzwischen abgehakt“, erzählt Ronald Rauhe. „Ich habe danach erst einmal eine Woche nicht gepaddelt, um mich neu zu sortieren. Dann haben wir uns zusammengesetzt, die Fehler von Zagreb ausgewertet und uns ganz auf die WM-Vorbereitung konzentriert.“ Was in der Vergangenheit falsch gemacht wurde, erläutert Chefbundestrainer Reiner Kießler. „Ronny konnte in der Vergangenheit die 200 und 500 Meter sehr gut paddeln. Als die 500 Meter zugunsten der 200 Meter aus dem Olympiaprogramm gestrichen wurden, konzentrierte er sich ganz auf den Sprint, konnte hier seine individuelle Leistung aber nicht durchgängig halten. Sportler anderer Länder, die weiter beide Strecken fuhren, hatten ihm gegenüber noch ein Quäntchen mehr Ausdauer.“ Dieser Fehler im Trainingssystem sei inzwischen erkannt und beseitigt worden. „Wir achten jetzt auch wieder mehr auf die Ausdauer-Komponente“, bestätigt Ronny Rauhe. „So haben wir am Ende wieder mehr Körner und können unsere Geschwindigkeit konstant durchhalten.“
Sowohl im Soloboot als auch gemeinsam mit Ems will der Potsdamer nun wieder angreifen und zwei WM-Medaillen erkämpfen. „Ich will im Einer eine Medaille. Und im Zweier heißt unser Ziel genauso. Bei den EM waren wir zwar Neunte, aber trotzdem ganz nah an den Siegern. Das ist im Sprint eine ganz enge Kiste“, sagt der 13-fache Weltmeister, der in dieser Saison erstmals mit Jonas Ems im Zweier propellert. Nachdem der aus Hamm stammende und für Essen paddelnde 24-Jährige bei den WM 2010 mit dem Magdeburger Sören Schust im 200-Meter-Zweier das A-Finale verpasst und im B-Endlauf lediglich Platz sechs belegt hatte, wollte er in der vorolympischen Saison eigentlich mit dem Dresdner Martin Roßdeutscher, Dritter der Sprint-Rangliste, sein Glück versuchen. Roßdeutscher verletzte sich aber vor dem Heim-Weltcup in Duisburg, so dass es Ems und Rauhe einfach einmal miteinander versuchten – und gut klarkamen. „Wir hatten vor Duisburg vier- bis sechsmal zusammen trainiert und ein paarmal vor der EM. Da merkten wir, dass es Sinn macht“, erinnert sich Ems. Außerdem kam sich das Duo menschlich näher. „In der Vergangenheit waren wir beide Hauptkonkurrenten im Einer, was sich auch ein bisschen im Verhalten zueinander zeigte“, räumt Rauhe ein. „Jetzt trainieren wir sehr gut miteinander statt gegeneinander.“ Und Ems sagt: „Das ist jetzt auch eine vom Kopf her viel angenehmere Situation.“
Einig sind sich beide Paddler, dass ihnen in den WM-Zweierrennen nicht wieder so ein Patzer wie in Belgrad passieren darf. Bei den EM waren sie gut vom Start weggekommen, als Ems das Sportgerät kurz wegrutschte. Er musste nachfassen, und das kostete dem Boot entscheidende Zehntel. „Bis auf diesen Wackler waren wir ja gut unterwegs“, erinnert sich Ronald Rauhe. „Wir sind uns beide einig, dass wir schnell fahren können und konkurrenzfähig sind.“ Was auch Sprint-Bundestrainer Clemens Paarmann aus Potsdam so sieht. „Das Training zuletzt in Duisburg lief planmäßig“, so Paarmann. „Jetzt müssen die beiden nur noch zeigen, was sie drauf haben. Ohne zu wackeln.“
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