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Landeshauptstadt: Waghalsige Artistik im Zirkus Voyage Madleen Richter geht täglich volles Risiko ein

„Mein Element ist die Luft“, sagt Madleen Richter, 15-jährige Hochseilartistin des Zirkus Voyage, der seit dem 29. November und noch bis zum Ende dieser Woche am Buga-Gelände in Potsdam gastiert.

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„Mein Element ist die Luft“, sagt Madleen Richter, 15-jährige Hochseilartistin des Zirkus Voyage, der seit dem 29. November und noch bis zum Ende dieser Woche am Buga-Gelände in Potsdam gastiert. Während andere Jugendliche im schlechtesten Fall Nachmittage vor dem Fernseher verbringen, im besten Fall ihre Hausaufgaben machen und diversen Hobbys nachgehen und in beiden Fällen unzählige Male von ihren Lehrern ins Berufsinformationszentrum begleitet werden, um herauszufinden, was nach der Schule kommen könnte, weiß Madleen ganz genau was sie will. Sie ist im Zirkus aufgewachsen, stand mit zwei Jahren das erste Mal als Elefantenreiterin in der Manege und vollführte später Kunststücke am Ring hoch oben unter der Zirkusdecke. Vor einem Jahr passierte ihr im Training ein schwerer Unfall. Sie fiel aus acht Metern Höhe ohne ein sicherndes Seil auf den Manegenboden. Aufgrund der diversen Wirbelbrüche, die sie davontrug, hätte laut ärztlicher Meinung eine dauerhafte Lähmung die Folge sein müssen, aber Madleen konnte sich nach wenigen Monaten wieder bewegen und sogar mit Halskrause wieder trainieren, was sie wohl ihrer außergewöhnlichen körperlichen Fitness zu verdanken hat. Ohne die geht es aber auch nicht. In Potsdam hatte sie Premiere mit einer Darbietung, bei der sie an zwei Seidentüchern, die von der Zeltdecke herabhängen, Spagate, Überschläge entspannte und grazile Positionen in kunstvoller Aneinanderreihung vollführt. Anders als normale Seile, federn die Seidentücher – eine noch größere körperliche Herausforderung. „Für die Nummer muss man immer fit sein“, erklärte sie mit Nachdruck. „Man kann sich keinen Fehler leisten, schließlich ist man zwölf Meter weit oben“, erzählte sie weiter. Um an ihr Ziel zu kommen, die jetzige Darbietung vorführen zu können, hat sie in der Vergangenheit täglich weit mehr als vier Stunden trainiert, legt aber auch jetzt noch morgens und abends zwei Stunden Training ein. Wenn sie an die vergangenen Monate zurückdenkt stellt sie mit zufriedenem Erstaunen fest: „Ich weiß noch, wie ich hier stand und dachte ich werde es nie schaffen, und jetzt mache ich die komplette Darbietung.“ Trotz der Mühe und des Lampenfiebers, das ihr beim Schminken vor der Vorstellung die Hände zittern lässt, kann Madleen sich kein anderes Leben vorstellen. Ines Windheuser

Ines Windheuser

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