Links und rechts der Langen Brücke: WahlKAMPF
Michael Erbach über den Wahlkampf in Potsdam, seine belebende Wirkung und seine Auswüchse
Stand:
Der Wahlkampf hat in Potsdam eigentlich jetzt erst begonnen. Vorher waren die Parteien und Wählergemeinschaften nämlich damit beschäftigt gewesen, Kandidaten zu suchen und aufzustellen. Auch wenn nur 56 Stadtverordnete zu wählen sind, werden am 28. September mehrere hundert Kandidaten auf den Wahlzetteln zu finden sein. Denn die 56 Sitze werden danach aufgeteilt, wie viele Stimmen die einzelnen Gruppierungen insgesamt auf sich vereinen können. Da gerade bei Kommunalwahlen die drei Kreuzchen auch gern auf diejenigen Kandidaten verteilt werden, die man irgendwie aus der Nachbarschaft kennt, tauchen viele solcher Nachbarn auch auf den Wahllisten auf – obwohl diese genau wissen, dass sie niemals ins Stadtparlament einziehen werden. Aber diese Vorgehensweise ist nicht nur legitim, sie ist auch ein Stück gelebter Demokratie, schließlich wird dadurch Kommunalpolitik aktiviert: nämlich durch Diskussionsrunden, Infostände und das Gespräch auf der Straße, an denen die Kandidaten teilnehmen. Und: Je mehr Kandidaten in der Nachbarschaft unterwegs sind, desto öfter bietet sich die Gelegenheit für die zur Wahl Aufgerufenen, sich in der Diskussion um die Zukunft der Stadt zu Wort zu melden. Am Ende werden viele Faktoren über Sieg oder Niederlage entscheiden: Wahlprogramme und Personen sind dabei das Wichtigste. Aber auch die Präsenz im Wahlkreis und die Aktivitäten während des Wahlkampfes sind mitentscheidend. Diskussionsforen und andere öffentliche Veranstaltungen werden zudem dazu dienen, sich am Konkurrenten zu reiben und mit eigenen Überzeugungen zu glänzen. Wer allerdings seinen Wahlkampf damit gestaltet, die Wahlplakate des politischen Konkurrenten abzureißen, schneidet sich nur ins eigene Fleisch. Diese Art von Wahlaktivitäten lässt nur den Schluss zu: Hier wird Hass gezeigt – ein Opfer geschaffen. Und: Jemandem müssen dieArgumente ausgegangen sein. So war das Wort WahlKAMPF nicht gemeint.
Michael Erbach
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