Landeshauptstadt: Wahrhaft königliches Geschenk
Drei-Grazien-Kommode zum heutigen 296. Geburtstag Friedrichs des Großen restauriert
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Sanssouci - Die Restaurierung der prachtvolle Drei-Grazien-Kommode, die er gestern im Neuen Palais vorstellte, nannte Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh ein Geschenk zum heutigen 296. Geburtstag Friedrichs des Großen. Ein wahrhaft königliches Geschenk, denn die Cornelsen Kulturstiftung ließ sich als Sponsor die Wiederherstellung des Möbels 25 000 Euro kosten. Schon als Friedrich 1769 die nach seinen Ideen wahrscheinlich von Johann Christian Hoppenhaupt d. J. entworfene, von dem Kunsttischler Heinrich Wilhelm Spindler d. J. angefertigte und von dem nicht minder berühmten Melchior Kambly mit Beschlägen versehene Kommode kaufte, bezahlte er 2800 Taler – anstelle von 600, die die Brüder Spindler im Durchschnitt für ein solches Stück verlangten. Eine Magd bei Hofe erhielt damals jährlich 60 Taler, Friedrichs Leibkoch 500.
Doch die Kommode rechtfertigt ihren Preis. Auf dem hölzernen Trägergestell ist eine nahezu verwirrend vielgestaltige und überraschend bunte Dekoration (Marketerien) aufgebracht, die aus zahlreichen Edelhölzern, aus Schildpatt, Perlmutt, Elfenbein, Horn und versilberten Bronzebeschlägen besteht. An der Vorderseite stellt sie unter anderem die drei Grazien dar, nach denen die Kommode benannt ist. Auf der Deckplatte ist eine aus Tausenden kleiner Teilchen zusammengefügte so genannte bukolische Landschaft mit Fluss, Tempel, Häuschen, Schäfern und Schafen zu sehen. Afra Schick, die Möbelkustodin der Stiftung, erkennt in der Gestaltung Züge des Übergangs vom Rokoko zum Klassizismus. So konservativ, wie behauptet, sei der Alte Fritz in seinem Kunstgeschmack also gar nicht gewesen, folgert sie daraus.
Spindlers Materialwahl hatte allerdings einen Nachteil: Bekanntlich dehnt sich Holz und zieht sich wieder zusammen, und so platzten schon nach 20 Jahren die ersten Plättchen der Marketerien ab. Seitdem ist die Geschichte des Möbels auch eine Geschichte seiner Restaurierung. Thomas Kühn, in der Stiftung Chef der Holzrestaurierung, berichtete über die grundlegende Überarbeitung im Jahr 1846, die damals Joseph Friedrich übertragen wurde. Der war zwar eigentlich Maschinenmeister auf der Pfaueninsel, hatte sich aber durch seine Elfenbeinschnitzereien von Schlossmodellen einen Namen gemacht. Friedrich zog Harry Maitey hinzu, der von den Sandwich-Inseln stammte und sich in Schildpatt- und Perlmuttarbeiten gut auskannte. Thomas Kühn hat die jetzigen Arbeiten betreut, die durch die Potsdamer Holzrestauratoren Ralph und Grit Broschke ausgeführt worden sind. Dabei wurden die losen Furniere gefestigt und Fehlstellen ergänzt. In den 1950er Jahren eingefügte Kunststoffplättchen wurden ausgewechselt. Die Metallrestaurierung wurde Firmen aus Leipzig und Berlin übertragen. Damit die Erneuerung Bestand hat, braucht die Kommode konstante Klimabedingungen, die im Neuen Palais gewährleistet werden. Hier steht sie zunächst in der Grünen Damastkammer, soll aber bis 2012 an ihren ursprünglichen Ort, das noch zu restaurierende Obere Konzertzimmer, zurückkehren. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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