Von Erhart Hohenstein: Waisenhaus baut Hotel
Die Sanierung der leer stehenden Barockgebäude Lindenstraße 28/29 hat begonnen
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Innenstadt - Die leer stehenden Barockgebäude in der Lindenstraße 28/29 sind eingerüstet worden: Der Eigentümer, die Stiftung Großes Waisenhaus, kann nun endlich den bereits für 2007 angekündigten Ausbau zu einem Hotel beginnen.
Zunächst hatte das Landesbildungsministerium als Aufsichtsbehörde seine Zustimmung zu dem Vorhaben verweigert, weil ihm die Wirtschaftlichkeit fehle und das Betreiben eines Gewerbebetriebs nicht dem Stiftungszweck entspreche. Diese Probleme seien nun ausgeräumt, erklärte Stiftungssprecherin Gesine Hahnebutt auf PNN-Anfrage. Damit werde ein wichtiges Baudenkmal in der barocken Innenstadt vor dem der Verfall gerettet. Außerdem erhalte die Innenstadt ein preiswertes Hotel „Bed and Breakfast“ (Übernachtung und Frühstück).
Ursprünglich wollte die Waisenhaus-Tochter Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher (GFB) mbH, die in Brandenburg acht Jugendheime betreibt, dafür in Zusammenarbeit mit der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (Paga) eine Jugendfirma gründen. Dies war jedoch an der Finanzierung gescheitert. GFB-Auszubildende sollten einen großen Teil der Bauarbeiten übernehmen, doch stellt der Ausbau laut dem Bauverantwortlichen der Stiftung, Wolfgang Becker, unerwartet hohe baufachliche Anforderungen an die Handwerksleistungen. So müssen das Dach, der in der DDR-Zeit mit Insektiziden kontaminierte Dachstuhl sowie die darunterliegende, nicht tragfähige Decke komplett ausgewechselt werden. Dies sei nur durch professionelle Baufirmen möglich. Zurzeit werden die beiden Häuser mit einem Wetterschutz überbaut. Dann können Dach und Dachstuhl abgenommen werden, ohne dass das Innere bei Regen durchfeuchtet wird. Auch hier sind umfangreiche Bauarbeiten und Entgiftungsmaßnahmen erforderlich.
Das Hotel wird etwa 30 Zimmer mit 65 Betten anbieten, dazu Gesellschaftsräume. Mit der Denkmalpflege wurde Übereinstimmung erzielt, dass das Gebäude umgebaut und das Dachgeschoss hofseitig ausgebaut werden kann. Die innere Struktur des Hauses mit den von einem langen Fensterflur abgehenden Räumen wird weitgehend erhalten. Die Baukosten werden auf etwa 1,7 Millionen Euro, die Gesamtkosten auf 2,7 Millionen Euro geschätzt. Die Baufertigstellung ist für Ende 2010 vorgesehen, die Eröffnung im Frühjahr darauf.
Das 1753 von Jan Boumann errichtete zweistöckige Doppelhaus wurde als Kaserne für die königliche Garde genutzt. Ab 1822 diente es dem Militärwaisenhaus als Lazarett. Von 1979 bis 1997 befand sich hier die PNN-Redaktion, nach der Wende diente es der Volkssolidarität als Suppenküche.
Erhart Hohenstein
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