Landeshauptstadt: Waisenhaus ohne Gerüste
Fassaden an der Breiten und der Dortustraße mit Millionenaufwand restauriert
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Fassaden an der Breiten und der Dortustraße mit Millionenaufwand restauriert Von Erhart Hohenstein Innenstadt. Seit gestern fallen am Großen Militärwaisenhaus die Gerüste. Zunächst wird sich die erneuerte Fassade an der Breiten Straße den Blicken darbieten – in überraschender, unifarbener Schlichtheit, wie sie auch die zuvor fertiggestellten Gebäude des Karrees in der Linden- und Spornstraße prägt. Gerade dieser Gebäudeteil, damals als Verwaltung der Sozialversicherung genutzt, zeigte in der DDR-Zeit ein recht buntes Bild, doch „doch damit folgte man wohl eher den Geschmacksvorstellungen der Hausherren“, kommentiert Waisenhausgeschäftsführer Jürgen Pankonin. „Die jetzige Fassung entspricht nach einem Gutachten der Potsdamer Denkmalpflege dem Original.“ Der von Gontard geschaffene städtebaulich dominante Komplex mit der Caritas-bekrönten Kuppel bedurfte ja auch keiner zusätzlichen farblichen Hervorhebung. Die 1992 wiederbegründete Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“ musste mit Hilfe eines Kredits nicht weniger als 1,1 Millionen Euro aufwenden, um die 5000 Quadratmeter große Fassadenfläche an der Breiten und an der Dortstraße zu erneuern. Darin eingeschlossen waren die Dacheindeckung mit originalgerechten Ziegeln, Aufarbeitung und Neuanstrich von Fenstern und Türen, Sandsteinarbeiten, die Behandlung der Blechkonsolen, die Restaurierung des figürlichen Schmucks und Vergoldungen über dem Eingangsportal. Die Gerüste werden nun auf die Hofseite umgesetzt, um dort die Fassaden zu erneuern. Die Arbeiten, an denen neben zwei anhaltinischen Firmen die Polnischen Werkstätten für Denkmalpflege (PKZ) Poznan maßgeblich beteiligt sind, sollen bis Ende Oktober abgeschlossen werden. Die Planung des Vorhabens wurde durch die Stiftung unter Leitung ihres Bauverantwortlichen Wolfgang Becker selbst bewältigt. „Damit ist das Gesamtensemble des Waisenhauses originalgerecht wieder hergestellt“, zieht Pankonin eine erfreuliche Bilanz. Er geht davon aus, dass die nun wieder erkennbare großartige Architektur Gontards die Attraktivität des Waisenhauses für potenzielle Mieter erhöht. Das ist mehr ein Denken in die Zukunft, denn zurzeit werden die Gebäude, vor allem durch das Kultur- und Agrarministerium, voll genutzt. Der Geschäftsführer weist aber darauf hin, dass auch das zur Stiftung zählende, früher von der Fachhochschule genutzte Gebäude an der Schopenhauerstraße saniert werden muss. Hierfür wird ebenfalls ein Mieter gesucht, denn aus den Mieteinnahmen werden die Kredite für die Bauarbeiten refinanziert. Ebenso stellt sich die Situation für das frühere Waisenhauslazarett (einst Redaktionsgebäude der PNN) an der Lindenstraße dar. Gesichert ist dagegen der lange fragliche Wiederaufbau des kriegszerstörten Monopteros mit der von der Statue der Caritas, der Göttin der Barmherzigkeit, gekrönten Kuppel. An den Kosten von 2,13 Millionen Euro beteiligen sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Stadtentwicklungsministerium und die Waisenhausstiftung selbst. Dazu kommen Spenden der Kameradschaft ehemaliger Schüler und aus der Bevölkerung. Die Sandsteinteile werden weitgehend in Werkstätten vorgefertigt. Der Aufbau des Turms soll Mitte März nächsten Jahres beginnen, die Einweihung ist für Ende Oktober vorgesehen. Mit dem Monopteros gewinnt Potsdam ein Bauwerk zurück, das mit den Türmen der Heiligengeist-, Nikolai und Garnisonkirche die Stadtsilhouette bestimmte.
Erhart Hohenstein
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