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INNENLEBEN: Walhalla öffnet wieder

Einst sollen Fontane, Caruso und Chaplin dort gastiert haben, am 7. März öffnet das Varieté und Gasthaus wieder

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INNENLEBENEinst sollen Fontane, Caruso und Chaplin dort gastiert haben, am 7. März öffnet das Varieté und Gasthaus wieder Von Jan Brunzlow Innenstadt – Der 7. März 2005 wurde am Mittwoch als Datum für die Wiedereröffnung des früheren Varietés Walhalla festgelegt. Dem Ort in der Dortustraße 5 – früher Waisenstraße –, an dem selbst Theodor Fontane auf einer seiner Reisen durch Potsdam eingekehrt sein soll sowie Schauspieler Charlie Chaplin und Star-Tenor Enrico Caruso nach der Eröffnung des Varietés 1912 Gastspiele gaben. Inzwischen sind die Hüllen der drei Gebäude, das älteste wurde 1738 gebaut, auf dem Gelände fertig. Auch der Innenausbau schreitet laut Bauleiter Kay Bockhold zügig voran. „Und wenn die Stadt die zugesagten Fördergelder in nächster Zeit auszahlt“, erklärt Bockhold, dann werden im Mai des kommenden Jahres auch die Herberge mit zwölf Zimmern und zwei Wohnungen fertig sein. Das besondere an der seit Mai 2001 laufenden Baumaßnahme: sie wird zum Großteil von straffällig gewordenen Jugendlichen durchgeführt, die von früheren Verurteilten betreut werden. Etwa 300 zu gemeinnütziger Arbeit Gezwungenen werden jährlich in die Projekte des Maulwurf e.V. vermittelt, der später die Herbergs- und Gastronomie-Anlage auch betreiben will. Im Verein entstand neben der Tischlerei und Rohstoffrecycling zuletzt auch das Projekt „Waldameise“, bei dem Holz für die Heizung des Hauses gesammelt wird. Die Projektarbeit höre nach Fertigstellung der Walhalla laut Bockhold, der auch Geschäftsführer des Maulwurf e.V. ist, nicht auf: dann sollen sechs bis neun Ausbildungsplätze für straffällig gewordene Jugendliche geschaffen werden. Der Dortustraße 5 liegt ein Nachnutzungskonzept als sozio-kulturelles Zentrum zu Grunde. Die beiden Wohnungen sollen als WGs für das Klientel des Vereins zur Verfügung stehen, die Herberge für jeden offen sein. Ebenso die Gaststube im 1738 errichtenen Vorderhaus, die Sommerterasse, der Garten mit Brunnen und der Bühnenraum des früheren Varietés Walhalla. 1912 eröffnet, sollen dort diverse bekannte Menschen der Zeit zu Gast gewesen sein. Und auch wenn es nicht bewiesen ist, so könnte die Erzählung stimmen und selbst Theodor Fontane bei einem seiner Potsdam-Aufenthalte, als er zwischen Sommer 1854 und April 1856 Theodor Storm in der Waisenstraße 68 besuchte, dort eingekehrt sein. Vieles will Bockhold wieder so einrichten, wie es früher war. Geholfen habe dabei eine Frau aus Ostfriesland, die eines Tages in der Tür stand und über die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts in diesen Räumen berichtete. Sie habe nun auch diverse Audio- Kassetten mit ihren Erinnerungen gefüllt und erhaltene Fotografien aus dieser Zeit zur Verfügung gestellt. „Erst dadurch wussten wir beispielsweise, wo die Bühne stand“, so Bockhold. Die soll vom Hans-Otto-Theater gebaut und teilweise auch bespielt werden. Geplant seien Veranstaltungen wie Sonntagsbrunch, Montags-Varieté und Lesungen. Vieles wird dem Charme der Vorkriegsjahre angepasst. Doch noch nicht zu sehen ist die Statue der „Kriemhild“ – Königin der Nibelungen –, die wieder neben dem barocken Gebäude aufgestellt werden soll. Einerseits habe der Denkmalschutz Bedenken angemeldet, andererseits liege deren Kopf noch in Südafrika.

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