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Im Mittelpunkt. Das Belvedere auf dem Potsdamer Pfingstberg, fast 150 Jahre alt.

© Ralf Hirschberger dpa/lbn

Von Erhart Hohenstein: Walpurgis tanzen die Hexen

Der Pfingstberg-Verein eröffnet die Saison und hofft auf Stabilisierung der Besucherzahlen

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Der Förderverein Pfingstberg wird auch in der neuen Saison darum kämpfen müssen, Belvedere und Pomonatempel auf Potsdams höchstem Punkt im Fokus der Touristen zu halten. Daran ließ Geschäftsführer Karsten Riehm gestern im Jahrespressegespräch keinen Zweifel. Im Vorjahr rutschte die Besucherzahl erstmals unter 50 000 – noch einmal sechs Prozent weniger als 2008. Mit Rekordergebnissen wie dem Eröffnungsjahr 2003, als rund 123 000 Menschen kamen, später immerhin rund 90 000, kann der Pfingstberg nicht mehr rechnen. Allerdings fiel der Rückgang für das von dem Verein betriebene Aussichtsschloss nur halb so hoch aus wie für die übrigen, von der Stiftung selbst gemanagten Potsdamer Welterbestätten. Sie haben im Vorjahr mit einem Rückgang um zwölf Prozent ein bisher einmaliges Minus eingefahren.

Auf dem Pfingstberg gehe es um eine Stabilisierung der Besucherzahlen, verdeutlichte Vorstandsmitglied Andrea Eichenberg. Deshalb werde man die Fülle von Veranstaltungen abschmelzen. Versuche, durch Tangoabende oder nächtlich gezeigte Horrorfilme zusätzliche Interessenten anzuziehen, hätten nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Im Gegenzug soll die Werbung um Touristen und deren Betreuung intensiviert werden. Dazu legte der Verein gestern zwei neue Führer vor, mit denen die Besucher durch das Ensemble geleitet werden. Für Erwachsene kommt einer als konventionell gehaltene Broschüre daher, der zweite, für Kinder, als fantasievoll in der Art eines Klappkalenders gestaltete Karte mit dem Pegasus, der Skulptur über dem Eingangstor. Dafür hat der Verein Profis der Leipziger Hochschule für Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Kultur ins Boot geholt. Deren Professorin Gisela Weiß zeichnet mit Katja Hube, der Marketingchefin des Fördervereins, als Herausgeberin verantwortlich. „Damit bieten wir ein eigenständiges Informationsmaterial, das sich von den Heften der Stiftung unterscheidet“, so Riehm.

Stärkere Zuwendung zu den Touristen bedeute aber keine Abwendung von den Potsdamern, die mit ihren Familien auf der Anhöhe kulturelle Erlebnisse und Erholung suchen. Schon am 30. April wird ihnen in der Walpurgisnacht mit der Wahl der Pfingstberghexe und dem magischen Treffen der Hexenkinder ein echtes Spektakel geboten. Auch in der mit dem Osterfest eröffneten Saison dieses Jahres gibt es an den Wochenenden und Feiertagen zwischen Mai und September die eintrittsfreie Reihe „Kultur in der Natur“ mit Musik, Theater und Kleinkunst. Nach wie vor angeboten werden einmal monatlich die „Mondnächte“ und „Nächtliches Rauschen“ genannte Führungen, am Pfingstmontag ein musikalischer Frühschoppen, im Juni das 7. Potsdamer Sängerfest und Mitte August das Sommertheater im Freien. Dafür hat das Wandertheater „Ton und Kirschen“ diesmal von Alfred Jarry das Stück „König Ubu“ ausgewählt, eine groteske Verkörperung des Bösen. Zum Programmhöhepunkt soll am 6. Juni der Unesco-Welterbetag werden, der diesmal am Pfingstberg stattfindet. Im Pomonatempel zeigt der Potsdamer Kunstverein beginnend am 10. April vier Ausstellungen. Auch in dieser Saison steht das Pfingstbergensemble für Firmenfeiern, Empfänge und für Trauungen im Maurischen Kabinett zur Verfügung. Davon machten im Vorjahr 97 Paare Gebrauch. Das Belvedere auf dem Pfingstberg ist ab Karfreitag wieder täglich von 10-18 Uhr geöffnet.

Erhart Hohenstein

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