
© Stefan Gloede
Landeshauptstadt: Walzer in der Mensa
450 Gäste kamen zum Uni-Ball am Griebnitzsee – und der Präsident sang
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Fackeln flackerten vor den Türen, am Boden wies ein langer roter Teppich den Weg: Zum dritten Mal fand am Samstagabend der Potsdamer Universitätsball in Mensa und Foyer des Campus Griebnitzsee der Universität Potsdam statt.
Der Ball gab Studierenden und Lehrenden den Anlass, sich einmal so richtig in Schale zu schmeißen und zu Walzer und Swing über den kargen Mensaboden zu wirbeln. Da passierte es manchem schon einmal, dass er seinem Professor auf die Füße trat. Aber das störte keinen. Im Gegenteil. Genau um diese Art der Begegnung gehe es. „Es muss mehr Anlässe geben, bei denen die Studierenden gemeinsam feiern“, sagte Universitätspräsident Oliver Günther. Er sieht die Uni nicht als „allein stehenden Elfenbeinturm“, sondern als Teil der Gesellschaft. „Und so ein Ball macht doch einfach Spaß!“
Studentin Sandra Hoffmann gefiel die Idee jedenfalls: „Es ist schön, den Präsidenten und die anderen Professoren einmal so nah zu erleben.“ Die 19-jährige Annekathrin Fornacon fand das „edle Fest“ ebenfalls gut. Auch wenn die beiden jungen Frauen behaupteten, im Bad nur eine halbe Stunde gebraucht zu haben – das Ergebnis war, wie bei zahlreichen anderen der rund 450 Gäste, bezaubernd: Die Damen trugen lange, fließende Kleider, oft in dunklem Rot oder aber leuchtendem Grün, aufwendige Hochsteckfrisuren und geflochtene Zöpfe. Die Männer hatten schicke Anzüge mit Krawatte oder Fliege gewählt oder auch mal einen Schottenrock – Hauptsache, herausgeputzt. Viele Ballgäste wollen unbedingt tanzen und das im Kurs Gelernte endlich einmal anwenden. „Wann hat man sonst schon einmal die Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen“, so eine Studentin, die mit ihrem Partner seit fünf Jahren Standard-Latein tanzt.
Damit niemand sich auf dem Parkett blamieren musste, gab es vom Hochschulsport vorab einen Crashkurs für Anfänger und fortgeschrittene Tänzer. Für fünf Euro konnte man diesen mit den Karten für den Ball kaufen. Ein Platz am Tisch kostete 45 Euro, ohne Tisch kostete eine Karte 25 Euro. Das vom Zentrum für Hochschulsport und dem Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit organisierte Fest sollte ein ruhigeres Pendant zum Campusfestival im Sommer werden. „Da geht es dann eher rockig zu“, sagte Antje Horn-Conrad, stellvertretende Leitern des Pressereferats.
Nach anfänglichen „Kinderkrankheiten“ sei die Organisation des Balls durch die etwa zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen Routine. Doch ohne die Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer wäre der Ball nicht möglich, so Horn-Conrad.
Höhepunkt des Abends war wohl die Gesangseinlage des Präsidenten auf der Bühne, bevor der festliche Ball und die Band German Trombone Vibration von DJ Stephan und einer entspannten Partyatmosphäre abgelöst wurden. „Hier sieht man mal, dass die ja auch ein Privatleben haben“, sagte eine Studentin mit Blick auf die Chefs und Professoren der Uni.
Mit der Tombola um Mitternacht beendete der Ball die Spendenaktion „SitUP“, über die die Universitätsgesellschaft die Schirmherrschaft innehat. Die Gelder sollen dem alten Audimax auf dem Unigelände am Neuen Palais zugutekommen. „Der Saal ist nicht mehr zeitgemäß und dringend renovierungsbedürftig“, so Mitorganisatorin Juliane Thiem. Insgesamt kamen für das Ende des 19. Jahrhunderts als kaiserliches Marschall errichtete Gebäude 21 823 Euro zusammen.
Anna Kristina Bückmann
Anna Kristina Bückmann
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